ESG und Steuern - zwei oft diskutierte Themen, bei denen es sich lohnt, sie zusammen zu betrachten! Denn so groß und vielfältig das Thema “Nachhaltigkeit” auch ist, Steuern haben auch im ESG-Kontext eine Reichweite, die nicht zu unterschätzen ist:
Passt meine Steuerstrategie zu meiner erklärten Nachhaltigkeits-Strategie?
Steuern sind nämlich mehr als reine Kosten eines Unternehmens. Tatsächlich sind sie ein wichtiger Beitrag zur sozialen Gesellschaft, und dieser Umstand rückt besonders in krisenreichen Zeiten immer weiter in das öffentliche Bewusstsein. Dies hat auch zur Folge, dass Unternehmen immer öfter zu ihrem Umgang mit Steuern Stellung beziehen müssen. Ein proaktives Handeln ist hier einem reaktiven Handeln stets vorzuziehen.
Die Frage, wieviel Steuern Unternehmen zahlen, wird immer häufiger öffentlich diskutiert. Das Thema findet auch seitens der Gesetzgeber in letzter Zeit deutlich mehr Beachtung und so hat beispielsweise die EU eine öffentliche länderbezogene Berichtspflicht bezogen auf Ertragsteuern für multinationale Unternehmensgruppen mit einem konsolidierten Umsatz von mehr als EUR 750 Mio. implementiert (public CbCR).
Darüber, was für Informationen abseits des CbCR berichtet werden sollten bzw können, geben einige Rahmenwerke bereits Auskunft. Hier eine Auswahl:
Hier eine Auswahl:
GRI 207: Tax 2019,
S&P Global Corporate Sustainability Assessments (u.a. Grundlage des Dow Jones Sustainability Index
Guidelines for Multinational Enterprises der OECD
White Paper “Measuring Stakeholder Capitalism”, World Economic Forum
The B-Team Responsible Tax Principles
Entscheidend wird nun sein, dass Unternehmen den öffentlichen Angaben - wie beispielsweise eines public CbCR - den nötigen Kontext geben und ihre Stakeholder über die zugrundeliegende (Steuer)Strategie und die dahinter liegenden (Steuer)Management-Ansätze informieren. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die quantitativen “Roh-Daten” eines CbCRs oder anderer Quellen vom Leser fehlinterpretiert werden könnten, was im schlimmsten Fall Reputationsschäden und folglich Umsatzeinbußen mit sich ziehen kann.
Zahlreiche Unternehmen in Österreich haben in den letzten Jahren bereits ihre steuerlichen Prozesse im Rahmen der Konzeptionierung und Implementierung eines Steuerkontrollsystems (SKS) analysiert. Nicht zuletzt durch die Einführung der begleitenden Kontrolle (“Horizontal Monitoring”) steht das Thema SKS weit oben auf der Agenda österreichischer Unternehmen. Insofern haben jene Unternehmen, die bereits eine intensive Auseinandersetzung mit ihrem Steuerkonzept, ihrer Tax Governance und den damit einhergehenden Kontrollen durchlaufen haben, einen Vorteil bei der Umsetzung der steuerlichen Transparenzberichterstattung, weil dadurch wertvolle Vorarbeit zur Erfüllung der für die Transparenzberichterstattung erforderlichen Managementangaben über Steuern geleistet wird.
Der Fokus der meisten Konversationen über Steuern liegt aktuell auf Ertragsteuern. Ganzheitlich betrachtet sind Ertragsteuern allerdings nur ein Teil des Steueraufkommens, das Unternehmen an den Staat zahlen: Auch Lohnabgaben (Lohnnebenkosten, Sozialversicherung), Gebühren, Zölle und zunehmend auch Umweltsteuern bilden das “Steuer-Portfolio” oder auch den “Tax Footprint” eines Unternehmens. Dieser Tax Footprint ist natürlich stark branchenabhängig, aber auch international durchaus unterschiedlich gewichtet. Einige der oben genannten Rahmenwerke greifen dieses weitere Verständnis von Steuern bereits auf.
Neben einem aktiven Beitrag zur Gesellschaft können Steuern aber auch ein wichtiges Lenkungsinstrument sein, um allgemeine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dies kann einerseits durch “Straf”-Steuern, aber auch beispielsweise durch begünstigende Abzugsmöglichkeiten oder Förderungen geschehen. Österreich hat mit der “Ökosozialen Steuerreform 2022” erste Impulse in diese Richtung gesetzt und auch international lässt sich eine Zunahme an Umweltsteuern, aber auch Umweltförderungen beobachten.
Förderungen - sozusagen das Gegenstück zu den Umwelt-(Straf-)Steuern - spielen hierbei eine immer größere Rolle und sind derzeit oft das Mittel der Wahl um beispielsweise positive Investitionsanreize in nachhaltige Produkte oder Initiativen zu setzen. Hierbei gilt es allerdings den Überblick zu bewahren, denn die Förderlandschaft, mit zahlreichen regionalen und internationalen Vergabestellen und sich stets ändernden Förderprogrammen gleicht derzeit noch eher einem Dschungel, in dem es schwer fallen kann, nicht den Überblick zu verlieren.
Auch wenn man den Blickwinkel etwas ändert und von den Auswirkungen, die Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft haben, zu den Auswirkungen wechselt, die Umwelt und Gesellschaft auf Unternehmen haben, findet man einen steuerlichen Anknüpfungspunkt: Die Verrechnungspreise. Ebenso wie bei externen Lieferketten muss auch die konzern-interne Lieferkette mit einem veränderten Risiko-Profil bepreist werden, indem beispielsweise nicht nur die Folgen des Klimawandels berücksichtigt werden, sondern darüber hinaus zukünftig alle lieferkettenrelevanten Risiken einer genauen Betrachtung zu unterziehen sind. Außerdem stellt sich bei konzerninternen Finanzierungen die Frage, wie positive oder negative ESG-Ratings auch in den internen Zinssätzen weiterzugeben sind.
Das Stichwort ESG-Ratings bringt uns letztlich auch wieder zu dem eingangs erwähnten Thema der Steuertransparenz und der steuerbezogenen Berichterstattung zurück: Auch auf Investoren-Seite lässt sich aktuell erkennen, dass der Umgang eines Unternehmens mit seinen Steuern zunehmend in seiner (ESG-)Bewertung für Investitionsentscheidungen berücksichtigt wird.
Sie sehen - es lohnt sich in der ganzen ESG-Thematik die Steuern nicht aus dem Blick zu verlieren.
So vielfältig wie sich das Thema Steuern über die ESG-Landschaft streut, so vielfältig ist auch unser Portfolio an Expert:innen, die Sie gern auf Ihrem Weg zu mehr Steuertransparenz sowie dem richtigen Umgang mit Umwelt-Steuern und -Förderungen unterstützen.
Partner & Corporate Sustainability Leader, PwC Austria
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