Es wird erwartet, dass die Deal-Aktivität in der industriellen Fertigung und im Automobilsektor (IM&A) im Jahr 2024 zunehmen wird, da Marktherausforderungen wie Inflation und höhere Zinssätze wahrscheinlich nachlassen werden und die Flexibilität beim Abschluss von Deals zunehmen wird.
Schnelle technologische Fortschritte wie Künstliche Intelligenz (KI), Automatisierung und digitale Transformation sind strategische Schwerpunktbereiche für M&A-Möglichkeiten. Unternehmen sind auf der Suche nach neuen Technologien oder digitalen Fähigkeiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben oder ihre Marktpräsenz zu erweitern.
Unternehmen im IM&A-Sektor mit starken Kompetenzen im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) oder innovativen Produkten werden im Fokus der Dealmaker stehen, da ihre Organisationen versuchen, ihre eigenen Anstrengungen zu beschleunigen, die Zeit bis zur Markteinführung zu verkürzen und der Konkurrenz voraus zu sein.
Unternehmen können M&A-Transaktionen tätigen, um auf disruptive Kräfte zu reagieren oder um sich durch die Übernahme von Start-ups oder anderen Akteuren zu transformieren und als Disruptoren neu zu positionieren.
Ein diszipliniertes Vorgehen der Dealmaker im IM&A-Sektor wird die Chancen und Herausforderungen des makroökonomischen Umfelds ausgleichen.
Die Unsicherheit bleibt zwar bestehen, aber der Optimismus in den USA nimmt zu, da die Zinssätze im Jahr 2024 gesenkt werden könnten, was auch in Europa bzw. Österreich günstigere wirtschaftliche Bedingungen schaffen könnte.
Dennoch gehen wir davon aus, dass auf den europäischen Märkten die Unsicherheit bezüglich des Marktwachstums und der Zinserwartungen es den Käufer:innen derzeit noch erschweren könnte, sich mit den kurzfristigen Prognosen anzufreunden und dass die Bewertungslücke zwischen Käufer:innen und Verkäufer:innen vorübergehend fortbestehen könnte.
"Die M&A-Aktivitäten in Österreich sind durch Transaktionen im Mittelstand geprägt, die in einem schwierigen finanziellen Umfeld leichter umzusetzen sind, wodurch der österreichische Transaktionsmarkt im globalen Vergleich flexibler ist."
Günther Reiter,PwC ÖsterreichDie CEOs überprüfen weiterhin ihre Portfolios und erwägen Carve-Outs und Veräußerungen, um sich auf strategische Wachstumsbereiche, Rentabilität und Kapitalallokation zu konzentrieren. Die Unternehmen werden versuchen, nicht zum Kerngeschäft gehörende oder unrentable Vermögenswerte zu veräußern, um ihre Ressourcen auf rentablere oder wachstumsstärkere Bereiche umzuschichten.
Wir sehen einen Trend zu alternativen Finanzierungs- und Strukturierungsansätzen, einschließlich Earnouts, Partnerschaften und Joint Ventures, um Finanzierungs- und Bewertungsprobleme zu lösen. Neben den technologischen Fortschritten wird die Konsolidierung der Branche – in Verbindung mit der Konzentration auf strategisches Wachstum und Diversifikation – voraussichtlich zu einer verstärkten Aktivität führen.
"Der Fokus bei M&A-Aktivitäten in Österreich liegt weiterhin auf der Erzielung von Skaleneffekten durch beschleunigtes Wachstum, Zugang zu Technologien und Talenten, sowie der Portfoliobereinigung inklusive des Verkaufs von Vermögenswerten außerhalb des Kerngeschäfts."
Günther Reiter,PwC ÖsterreichAus sektoraler Sicht wird M&A-Aktivität im Bereich Luft- und Raumfahrt und Verteidigung durch das Wachstum des Tourismusmarktes und die steigenden Verteidigungsbudgets im Zusammenhang mit globalen Konflikten angetrieben.
Transaktionen in der E-Mobilität werden weiterhin den Automobilmarkt beeinflussen, während die zunehmenden Investitionen in die Infrastruktur den Ingenieur- und Bausektor anführen werden. Es wird erwartet, dass der Sektor der Industriellen Fertigung stabil bleibt, mit einer Fortsetzung kleiner bis mittelgroßer Transaktionen, die durch eine strategische Ausrichtung angetrieben werden.
Es wird außerdem erwartet, dass die M&A-Aktivität im Bereich der Unternehmensdienstleistungen in bestimmten Teilsektoren zunehmen wird, was auf neue digitale Fähigkeiten zurückzuführen ist, die Geschäftsmodelle verändern können.
Wir gehen davon aus, dass die folgenden Bereiche in den nächsten sechs bis zwölf Monaten in Sachen M&A besonders aktiv sein werden:
Innovative Technologien: Unternehmen konzentrieren sich auf strategische Investitionen in neue und innovative Technologien, um einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Infolgedessen werden sich technologiegetriebene Transaktionen kurz- bis mittelfristig in allen IM&A-Sektoren positiv auswirken. Wir gehen davon aus, dass dieser Einfluss auf die Teilsektoren Batterien und Ladetechnologien für Elektrofahrzeuge, Cloud-Technologien und Robotik am stärksten sein wird.
Künstliche Intelligenz (KI): Es wird erwartet, dass KI neben anderen innovativen Technologien zu einem integralen Bestandteil der Wachstumsgeschichte von Deal-Aktivitäten bei Industrieprodukten wird, da Unternehmen nach technologiegestützten KI-Zielen suchen, die neue Einnahmequellen für Unternehmen bieten. In Kombination mit der Datenvermehrung ermöglicht die KI eine Hyperautomatisierung und Prozessverbesserungen.
Die aktuelle CEO Survey zeigt, dass 64 % der CEOs im IM&A-Bereich erwarten, dass generative KI die Art und Weise, wie Unternehmen Wert schaffen, übermitteln und erfassen, in den nächsten 3 Jahren wesentlich ändern wird. Unternehmen im IM&A-Sektor, die aktiv in KI-getriebene Produkte investieren möchten, müssen sich entscheiden, ob sie diese Fähigkeiten zukaufen oder selbst aufbauen möchten.
Belastbarkeit der Lieferketten: Unsicherheit wird zur Normalität, bedingt durch das geopolitische Umfeld und die makroökonomischen Herausforderungen durch Inflation, hohe Zinssätze und Margendruck. Die Deal-Aktivität könnte durch Verschiebungen in den Lieferketten und Nearshoring vorangetrieben werden, da die Unternehmen ihre globale Lieferkettenpräsenz überprüfen und die potenziellen Risiken bewerten. M&A sowie Alternativen wie Joint Ventures, strategische Allianzen und private Finanzierungen sind praktikable Optionen, da die Unternehmen die Stärke und Existenzfähigkeit ihrer operativen Lieferanten prüfen.
Sustainability: Dealmaker suchen nach Möglichkeiten, durch M&A Nachhaltigkeitsinitiativen und umfassende Umwelt-, Sozial- und Governance-Initiativen (ESG) zu verwirklichen, die aufgrund strengerer Vorschriften und der Forderungen von Unternehmen, Verbraucher:innen und Investoren immer mehr in den Mittelpunkt rücken. Die Unternehmen des IM&A-Sektors suchen nach Zielunternehmen mit Produkten und Fähigkeiten, die ihnen helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele auf dem Weg zu "Net-Zero" zu erreichen. Wir gehen davon aus, dass Unternehmen, die sich auf Dekarbonisierung, erneuerbare Energien und die Elektrifizierung von Industrieanlagen konzentrieren, attraktive Ziele sein werden.
Die globalen Deal-Volumen und -werte im Bereich IM&A sanken zwischen 2022 und 2023 um 3 % bzw. 24 %, was auf das schwierige makroökonomische und geopolitische Umfeld zurückzuführen ist. Die Deal-Aktivität im mittleren Marktsegment blieb relativ stabil, während größere Deals aufgrund der schwierigeren Finanzierungsbedingungen ausblieben.
Die Performance war in den verschiedenen Sektoren unterschiedlich. Die M&A-Aktivität in der Luft- und Raumfahrt und im Verteidigungssektor nahm 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 13 % zu, während sie in der Automobilindustrie, bei den Unternehmensdienstleistungen und in der Fertigung relativ konstant blieb und im Ingenieur- und Bauwesen um 11 % zurückging. In allen Sektoren mit Ausnahme der Luft- und Raumfahrt und des Verteidigungssektors gingen die Deal-Werte zurück.
Die M&A-Trends variierten auch nach Regionen, wobei das Deal-Volumen im asiatisch-pazifischen Raum um 4 % und in Nord-, Mittel- und Südamerika um 1 % zunahm. Das Deal-Volumen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) sank um 11 %, wobei Frankreich, Irland und Großbritannien prozentual die stärksten Rückgänge verzeichneten. In allen Regionen und in fast allen Ländern gingen die Deal-Werte zurück.
Günther Reiter