2024 Outlook

Global M&A Trends in Energy, Utilities & Resources

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  • Insight
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  • Jänner 23, 2024

Rege M&A-Aktivität in der EU&R-Branche 2024 aufgrund von ungebrochenem Interesse der Investoren durch die Energiewende. Auch in Österreich stehen erneuerbare Energien im Mittelpunkt.

Michelle Grant

Michelle Grant

National Deals Energy, Utilities, Mining and Industrials Leader, Partner, PwC Canada

Michael Sponring

Michael Sponring

Director, Head of Power & Utilities, PwC Austria

Die Globale Perspektive

Im Bereich Energy, Utilities und Resources (EU&R) werden trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheiten im Jahr 2024 rege Aktivitäten im Bereich M&A erwartet. Wir rechnen für 2024 mit einer Fortsetzung der positiven Trends bei den Deal-Werten und -Volumina.

Es kommt in der EU&R-Branche weiterhin zu einem Kapitalzufluss, da Investoren der Energiewende eine große Bedeutung beimessen. Wir beobachten weiterhin ein großes Interesse aus umfangreichen Kapitalpools, mit denen M&A-Aktivitäten sowie Greenfield- und Brownfield-Projekte finanziert werden.

Bei Vermögenswerten, die nicht dem Netto-Null-Gedanken entsprechen, wird es zu einem Kapitalabfluss kommen – dieses Kapital wird stattdessen für Möglichkeiten eingesetzt, die den Sustainability-Gedanken berücksichtigen. Dies wird unweigerlich dazu führen, dass es in einigen Sektoren zu Problemen bei der Sicherung der notwendigen Finanzierung gibt. In diesen Situationen sind die Unternehmen mit den stärksten Bilanzen in einer guten Position, um mögliche Deals und die Chancen auf Wertschöpfung zu nutzen.

Die Transformation als Motor der Energiewende schreitet nicht so schnell voran wie erwartet. Wird 2024 das Jahr sein, in dem Deals im Sinne der Transformation in der gesamten EU&R-Branche stärker anziehen?

Für lange Zeit stellte Environmental, Social and Governance (ESG) den wesentlichen Treiber für Deals in der EU&R-Branche dar. In den letzten Monaten jedoch scheint dies in bestimmten Sektoren in den Hintergrund gerückt zu sein, da der wirtschaftliche Gegenwind die Prioritäten beim kurzfristigen Kapitaleinsatz verändert.

Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass die Energiewende und Nachhaltigkeit auf absehbare Zeit entscheidende Treiber der Deals in der EU&R-Branche bleiben werden, und gehen davon aus, dass Stakeholder sich im Jahr 2024 wieder auf diese Bereiche konzentrieren werden.

Die Österreichische Perspektive

In Österreich ist der Trend zum Ausbau von Stromerzeugungsanlagen aus erneuerbarer Energie ungebrochen. Teilweise immer noch erschwert durch fehlende Akzeptanz werden neue Wasser-, Wind-, PV- und Biomasse-Projekte entwickelt und teilweise weiter veräußert. Insbesondere im PV-Bereich wurden durch regulatorische Änderungen Möglichkeiten geschaffen, dass auch Private einen Beitrag zur Energiewende leisten können, etwa durch Energiegemeinschaften.

Die Energiewende bringt aber auch viele Herausforderungen mit sich. So müssen in die Übertragungs- und Verteilernetze in den nächsten Jahren zweistellige Milliardenbeträge investiert werden, um die neuen Erzeugungsanlagen ans Netz zu bekommen sowie ihre Stabilität und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Neben der erneuerbaren Stromerzeugung ist auch der Wärmesektor gefordert, möglichst schnell grün zu werden. Investments in Großwärmepumpen oder Geothermieprojekte bestätigen das bereits. Darüber hinaus muss auch das Thema der Energieeffizienz forciert werden, um den steigenden Energiehunger zu stillen.

Auch an Grüngasprojekten (etwa Biomethan oder Grüner Wasserstoff) wird mit Hochdruck gearbeitet, um den Ausstieg aus der fossilen Welt zu erreichen.

“Die Nachfrage nach Projekten für erneuerbare Energie, die bald ans Netz gehen können, ist enorm. Unternehmen welche diese Entwicklung durch innovative technologische Entwicklungen vorantreiben, stehen besonders hoch im Kurs.”

Michael SponringPwC Austria
CEOs weltweit besorgt über Risiken des Klimawandels für ihr Unternehmen (%)

Source: PwC's 27th Annual Global CEO Survey

In der 27. Annual Global CEO Survey von PwC gaben CEOs aus der EU&R-Branche an, dass sie mit doppelter Wahrscheinlichkeit äußerst oder sehr besorgt über die Risiken des Klimawandels für ihre Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten sind als CEOs aus anderen Branchen.

In Kombination mit dem historischen Ergebnis der Weltklimakonferenz (COP28) im Dezember 2023, sich von fossilen Brennstoffen abzuwenden, gehen wir davon aus, dass diese Besorgnis noch größer werden wird. CEOs müssen Maßnahmen zur Transformation ihrer Geschäftsmodelle setzen und in die Energiewende investieren. Dies wiederum wird sich sowohl kurz- als auch mittelfristig positiv auf die M&A-Aktivitäten auswirken.

Neben dem allgemeinen Thema der Energiewende erörtern wir außerdem, warum Konsolidierung, staatliche Regulierung, Versorgungssicherheit und Portfoliooptimierung wesentliche Themen sein werden, die M&A-Aktivitäten in der EU&R-Branche 2024 beeinflussen werden.

Wertschöpfungskette der Elektrofahrzeuge im Mittelpunkt

Im Rahmen der Positionierung der Unternehmen in der Energiewende gab es in den letzten Jahren viele Diskussionen betreffend die Konvergenz der branchen-, sektor- und kapitalquellenübergreifenden Aktivitäten. Ein wichtiges Beispiel dafür ist die Überschneidung zwischen mehreren industriellen Fertigungssektoren und der Energie-, Strom- und Versorgungs- sowie der Bergbauindustrie aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen (EV).

EV value chain image

Source: PwC

Am Beginn der EV-Wertschöpfungskette stehen die Rohstoffe, mit denen in weiterer Folge die Batterie und andere wesentliche Bestandteile eines EV produziert werden. Das Ende bildet die Wiederverwertung nach Ablauf der Nutzungsdauer.

Die wechselseitige Abhängigkeit nimmt an jedem Punkt der Wertschöpfungskette zu. Beispielweise werden Bergwerke, die die Quelle für die mineralischen Stoffe und Metalle in EV-Batterien und anderen Bestandteilen sind, irgendwann von sauberer Energie angetrieben werden, und die in den Bergwerken eingesetzten Fahrzeuge werden autonom sein.

Einige Akteure haben sich neu positioniert, um von der Wende zu profitieren, und nutzen Transaktionen als Treiber für Transformation. Beispiele hierfür sind:

  • Energieunternehmen, die sich für die Zukunft neu aufstellen, indem sie u.a. Grundstücke mit Lithium-Vorkommen kaufen. Beispielsweise kündigte Exxon Mobil im November 2023 an, ein führender Hersteller von Lithium werden zu wollen. Dies soll mittels Bohrungen in Arkansas erfolgen, wofür zu einem früheren Zeitpunkt des Jahres die Rechte erworben wurden. Außerdem werden andere globale Wachstumsmöglichkeiten geprüft.

  • Original equipment manufacturers (OEMs), die direkt in Bergbauunternehmen investieren oder Abnahmevereinbarungen aushandeln, um die Versorgungssicherheit für die EV der Zukunft sicherzustellen. Beispielsweise kündigte General Motors (GM) eine Kapitalbeteiligung an Lithium Americas an.

    Ziel ist die gemeinsame Erschließung einer Lithium-Mine in Nevada, wo gemäß der Vereinbarung Lithiumcarbonat abgebaut und anschließend in den Akkuzellen von GM in der EV-Produktion verwendet werden soll. Die Ford Motor Company hat ebenfalls mit bestimmten Rohstofflieferanten neue Lithium-Abnahmevereinbarungen unterzeichnet, und Tesla schloss eine Vereinbarung mit dem australischen Unternehmen Magnis Energy für die Lieferung von Batterieanodenmaterial ab.

Die gesamte EV-Wertschöpfungskette leistete in den letzten Jahren einen wesentlichen Beitrag zum M&A-Wachstum in der EU&R-Branche.

Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung 2024 fortsetzen wird, da die Unternehmen sich für eine Zukunft positionieren, in der Elektrofahrzeuge die dominierende Fahrzeugart auf dem Weltmarkt darstellen und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren (ICE) der Vergangenheit angehören werden. Diese Unternehmen werden in Kooperation mit mehreren anderen Stakeholdern zusammen Geschäftsmodelle transformieren, nachhaltige Ergebnisse schaffen und die Energiewende zur Realität machen.

Wesentliche M&A-Themen für die EU&R-Branche 2024

Während die Energiewende weiterhin der Haupttreiber in der gesamten EU&R-Branche ist, gibt es auch einige andere wesentliche Themen.

Konsolidierung

Konsolidierung bleibt in der gesamten EU&R-Branche ein wesentliches Thema zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und der weiteren Vergrößerung und Ausweitung. Einige, im Jahr 2023 angekündigte große Deals stellen Beispiele derartiger Konsolidierungen dar, einschließlich der geplanten Übernahme von Pioneer Natural Resources durch Exxon Mobil im Wert von 59 Mrd. USD, der geplanten Übernahme von Hess durch Chevron im Wert von 53 Mrd. USD und der Übernahme von Newcrest durch Newmont im Wert von 17 Mrd. USD. Wir erwarten eine Fortsetzung dieses Trends im Jahr 2024.

Staatliche Regulierung

Der Bereich M&A wird weiterhin durch staatliche Regulierung gelenkt, etwa durch steuerliche Anreize, staatlich geförderte Kapitalpools, Gesetzesänderungen zur Förderung von Investitionen oder staatliche Eingriffe in bestimmte Projekte. 

Seitdem Mitte 2022 in den USA der Inflation Reduction Act (IRA) in Kraft getreten ist, hat sein Einfluss nicht nur in der EU&R-Branche in den USA Anreize für erhebliche Investitionen geschaffen, sondern auch dazu geführt, dass in Europa und anderen Regionen eigene Anreizpakete geschnürt wurden.

Beispielsweise sollen in Europa mit dem Industrieplan zum Grünen Deal und in Japan mit dem Entwurf eines grünen Transformationsgesetzes höhere Investitionen in eine Reihe von kohlenstoffarme Infrastrukturprojekte erreicht werden. Ziel ist eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Netto-Null-Emissionsindustrien in diesen Regionen und ein schnellerer Umstieg auf Klimaneutralität.

Die Teilsektoren, die unserer Einschätzung nach am meisten von staatlichen Anreizen profitieren werden, sind Batterien (einschließlich kritische mineralische Rohstoffe) und Energiespeicherung, Wasserstoffbrennstoff und Infrastrukturinvestitionen im Zusammenhang mit längerfristigen Kohlenstoffbindungsprojekten, wodurch zusätzliche Möglichkeiten im M&A-Bereich entstehen.

Wir rechnen mit einem verstärkten Fokus auf staatliche Regulierungen im Rahmen des geopolitischen Risikos, wodurch die Attraktivität von Investitionen in verschiedenen Regionen bei der Analyse der Deals 2024 entweder steigen oder sinken wird.

Versorgungssicherheit

Die Versorgungssicherheit ist ein vorherrschendes Thema in der gesamten EU&R-Branche, insbesondere im Hinblick auf zukünftige Wachstumschancen in Verbindung mit der EV-Wertschöpfungskette (mit Auswirkungen auf die gesamte EU&R-Branche) und im Falle von Energie und Versorgung im Hinblick auf Energiesicherheit im Speziellen. Zunehmende geopolitische Spannungen werden vermutlich dafür sorgen, dass die Versorgungssicherheit für die CEOs eine Priorität bleibt.

Die Versorgungssicherheit in Kombination mit dem Anstieg der Energie- und Infrastrukturpreise hat auch zu einem Wachstum im Behind-the-Meter-Energiemanagement und bei Lösungen für die Energieerzeugung vor Ort geführt.

Die Anzahl der Unternehmen, die ihre eigene Energie vor Ort erzeugen, ist stark im Steigen – etwa Technologieunternehmen, die ihre Datenzentren mit Solaranlagen und Windkraftanlagen betreiben, oder Fachmärkte, die auf ihren Dächern Solar- und Biogasanlagen anbringen und so ihre Märkte und Vertriebszentren mit Energie versorgen. Wir gehen davon aus, dass Bedenken hinsichtlich Versorgung, Energiepreise und die zunehmende Verfügbarkeit von Technologie und digitalen Energieplattformen weiterhin für ein hohes Investitionsniveau in diesen Bereichen sorgen werden.

Portfolio Optimisation

In unsicheren Zeiten müssen Unternehmen ihr Portfolio im Vergleich mit ihrer Kernstrategie neu bewerten und wichtige Entscheidungen über Investitionen treffen. Für uns ist die Portfoliooptimierung ohnehin ein kontinuierlicher Prozess, aber im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld kann sie auch ein Muss sein.

Die Portfoliooptimierung kann viele Formen annehmen, zum Beispiel eine Entscheidung, nicht zum Kerngeschäft gehörende Bereiche zu veräußern oder auszugliedern. In anderen Fällen können Vermögenswerte, die hinter den Erwartungen zurückbleiben, für eine Performance-Verbesserung vorgemerkt werden, um besser auf zukünftige wirtschaftliche Gegenwinde vorbereitet zu sein.

Globale M&A-Trends in der Energie-, Versorgungs- und Rohstoffbranche

Die Energiewende ist nach wie vor ein Haupttreiber für M&A-Aktivitäten in der Bergbau- und Metallindustrie. Mittelfristig ist davon auszugehen, dass dies auch so bleibt. Bergbauunternehmen versuchen, wettbewerbsfähige Positionen abzusichern und auszubauen sowie ihre Portfolios neu zu gewichten, während die Nachfrage nach kritischen mineralischen Rohstoffen steigt.

Bei M&A im Bereich kritische mineralische Rohstoffe stehen auch die Versorgungssicherheit und der Aufbau lokaler Lieferketten stark im Fokus. Da Mitglieder der Lieferkette immer besorgter hinsichtlich der zukünftigen Versorgung mit kritischen mineralischen Rohstoffen werden, geht der Trend hin zu Minderheitenbeteiligungen, Joint Ventures und Kooperationen, um so das Investitionsrisiko aufzuteilen und für Abnahmesicherheit zu sorgen.

Staatliche Regulierungen, die in engem Zusammenhang mit dem geopolitischen Risiko stehen, werden auch ein wesentlicher Treiber der Deal-Aktivitäten im Bereich kritische mineralische Rohstoffe sein.

Es herrscht kurzfristig auch etwas Gegenwind, zum Beispiel der Preisverfall bei in Batterien eingesetzten Rohstoffen aufgrund einer langsameren Nachfrage aus China, die aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten, und ein schwieriges Finanzierungsumfeld. Wir beobachten auch ein gewisses Zögern beim Vorantreiben und Abschluss von Deals. Bei jenen Deals, die durchgezogen werden, werden M&A-Prozesse vermutlich aufgrund der immer prüfender werdenden Blicke von Investoren, Regierungen und anderen Stakeholdern länger andauern.  

Zwar sind Deal-Aktivitäten im Bereich kritische mineralische Rohstoffe nicht immun gegen den allgemeinen Marktrückgang, aber insgesamt bleibt der M&A-Ausblick sehr positiv. In Batterien eingesetzte mineralische Rohstoffe wie Kupfer und Lithium werden sich weiterhin einer hohen Nachfrage erfreuen. Wir gehen davon aus, dass Industrieakteure zunehmend einen direkten Anteilsbesitz an Bergbauunternehmen im Bereich kritische mineralische Rohstoffe anstreben oder direkte Abnahmevereinbarungen mit diesen abschließen werden.

Goldbergbauunternehmen sehen ihre Aktivitäten im M&A-Bereich weiterhin auch als Mittel zur Expansion, Portfoliooptimierung und Freischaltung von Synergien. Wir gehen davon aus, dass wir insbesondere unter mittelständischen Unternehmen weiterhin mehr Konsolidierungen erleben werden.

Volatilität bei den Rohstoffen, Inflation, Zinssätze und Geopolitik wirken sich auf die Verfügbarkeit von Fremdkapital aus und werden weiterhin kurzfristig gesehen Herausforderungen für M&A-Aktivitäten im Öl & Gas-Bereich darstellen. Viele Produzenten konnten sich jedoch in den letzten Jahren finanziell stärken, was zu einer geringeren Verschuldung, großen Cashpools und Verbesserungen der Cashflows führte. Derartige Merkmale resultierten in der Vergangenheit in mehr Aktivitäten im M&A-Bereich, und wir erwarten, dass sich dieser Trend 2024 fortsetzen wird.

Der Abschluss von ESG-relevanten Öl & Gas-Deals in Nordamerika ist als Priorität hinter die Portfoliooptimierung und Konsolidierung gerutscht, da die großen Erdölkonzerne und andere Großproduzenten allgemein darauf bedacht sind, die Nutzungsdauer ihrer Assets, ihre Bohrungsvorräte und ihre Produktionswirtschaft zu verbessern. Es wird erwartet, dass sich die höheren Bewertungen im Rahmen der letzten Transaktionen in Nordamerika 2024 fortsetzen werden.  Die allgemeinen Themen der Upstream-Konsolidierung und Portfoliooptimierung sind weltweit relevant und werden unserer Einschätzung nach 2024 wesentlich beim Abschluss von Deals sein.

Aufgrund der Konjunkturabhängigkeit von Öl & Gas in Kombination mit dem Übergang zu sauberer Energie werden die Unternehmen ihre M&A-Aktivitäten so abstimmen müssen, dass sie von den hohen Energiepreisen profitieren und gleichzeitig die notwendigen Schritte für die Transformation ihrer Geschäftsmodelle für die Zukunft setzen.

Strategien im Bereich der Portfoliooptimierung, Konsolidierung und Rationalisierung bleiben im M&A-Bereich unter den großen Versorgungsunternehmen wesentliche Treiber, da Unternehmen ihre Bilanzen in einem von anhaltend hohen Zinsen geprägten Umfeld verbessern wollen.

Die Kapitalneuausrichtung hin zu Energiesicherheit setzt sich insbesondere in Europa fort, während in Nordamerika der Einfluss des Inflation Reduction Act und des Infrastructure Investment and Jobs Act weiterhin die Kapitalentscheidungen der großen Versorgungsunternehmen bestimmt und zur strategischen Positionierung von mehr und mehr Bauträgern führt, die Projektkapital für Greenfield-Projekte im Einklang mit der Energiewende brauchen.

Die Dekarbonisierung ist nach wie vor ein großes Thema. Durch einige politische Unsicherheiten kommt es zu Gegenwind im Regulierungsbereich, und große Versorgungsunternehmen lassen bei wichtigen Investitionsverpflichtungen Vorsicht walten. Eine bedeutende Menge an Investitionskapital wird global gesehen trotz wachsender Kapitalpools nicht eingesetzt. 

Bei Versorgungsunternehmen bleibt die Elektrifizierung ein dominierendes Thema, was sich unseren Einschätzungen zufolge durch anhaltende Investitionen in elektrische Ladestationen, Elektrifizierung von Wärme und einen erhöhten Fokus auf Energiespeicherung (insbesondere im Rahmen der zunehmend von Unterbrechungen betroffenen Strommärkte), kundenorientierte Maßnahmen und einen erhöhten Fokus auf digitale Lösungen äußern wird.

Im Jahr 2023 gab es mehrere öffentliche Statements von internationalen und nationalen Erdölgesellschaften zur geplanten Fortsetzung ihrer strategischen Positionierung und des Einsatzes ihres Kapitals im Einklang mit ihren Diversifizierungszielen. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend 2024 und darüber hinaus fortsetzen wird. 

Es wird weitere Investitionen in erneuerbare Energie geben, wobei wir damit rechnen, dass es zu Gegenwinden aufgrund von höheren Kapitalkosten und einer Kosteninflation kommen wird. Wir gehen zwar von einem anhaltenden und umfassenden Einsatz von Solarenergie in ganz Europa und auf der Welt aus, aber es wird möglicherweise zu einer teilweisen Abwendung von manchen Windkraftprojekten kommen.

Diese Trendumkehr bei Windenergie ist auf operative Faktoren (wie etwa OEM in Schwierigkeiten, langsame Netzanbindung Probleme in der Lieferkette) und anhaltende wirtschaftliche Gegenwinde zurückzuführen. Wir erwarten auch, dass uns das Thema Veräußerungen im Zusammenhang mit der Monetisierung von erneuerbaren Energien bei großen Öl & Gas-Akteuren 2024 weiter begleiten wird.

Obwohl die chemische Industrie 2023 hinter den Erwartungen zurückblieb, weil schwächere Konjunkturaussichten und die verhaltene COVID-19-Erholung in China die globale Nachfrage drückten, kündigte sich in einigen Bereichen der Marktdynamik (Inflation, Volatilität bei Rohstoffen und Zinssätze) eine Stabilisierung an. Durch diese Anzeichen sowie die verbesserten Prognosen für Produktionsoutputs auf den meisten großen Märkten sehen Dealmaker M&A-Aktivitäten in der chemischen Industrie im Jahr 2024 vorsichtig optimistisch entgegen.

Es gibt unserer Meinung zufolge mehrere Faktoren, die M&A-Aktivitäten in der chemischen Industrie beeinflussen. Nachhaltigkeitsziele werden die Branche weiterhin auf vielseitige Art und Weise prägen. Was die Nachfrage betrifft, werden die Energiewende und Technologien mit einer verbesserten industriellen Fertigung für mehrere Chemiemärkte in Verbindung gebracht. Darüber hinaus sind Investitionen in die Kreislaufwirtschaft erforderlich, um Abfall und Scope-2- und Scope-3-Emissionen zu reduzieren, während staatliche Regulierungen und gesellschaftliche Erwartungen bei Chemieunternehmen zu einer Beschleunigung und Priorisierung ihrer Nachhaltigkeitsziele führen. 

In der chemischen Industrie wird der Wettbewerb in den Regionen über M&A-Aktivitäten geführt. Assets in Europa sind aktuell höheren Rohstoff-, Energie- und Kohlenstoffpreisen ausgesetzt, während die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten zu anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten beitragen. Märkte etwa in Nordamerika und dem Nahen Osten, wo es Zugang zu strukturell billigeren Rohstoffen gibt, können attraktive Investitionsmöglichkeiten darstellen. 

Staatliche Regulierungen können sowohl Möglichkeiten als auch Herausforderungen sein, insbesondere auf den europäischen Kohlenstoffmärkten. Zusätzlich zum bestehenden EU-Emissionshandelssystem (ETS) wurden 2023 der Green Deal und das europäische CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) eingeführt, um Investitionen mit Fokus auf Klimaneutralität zu forcieren und einen Schutz vor der Verlagerung von CO2-Emissionsquellen zu bieten.

Das CBAM ist zunächst auf Importe bestimmter Waren und ausgewählter Ausgangsstoffe anzuwenden, bei denen die Produktion als kohlenstoffintensiv erachtet wird und das höchste Verlagerungsrisiko besteht. Dies umfasst Zement, Eisen und Stahl, Aluminium, Düngemittel, Elektrizität und Wasserstoff. Die stufenweise Einführung des CBAM und ähnliche Gesetzesänderungen, die sich in anderen Regionen ankündigen, müssen von den Dealmakern bei der Wertüberprüfung besonders beachtet werden.

M&A-Ausblick für die Energie-, Versorgungs- und Rohstoffbranche 2024

Durch leichten Zugang zu Kapital, eine anhaltende Investitionsbereitschaft, den Wunsch eines schnelleren Erreichens des Netto-Null-Ziels und mehr staatliche Regulierungen prognostizieren wir für 2024 erfolgreiche Deals in der EU&-R-Branche. Unternehmen mit starken Bilanzen werden am erfolgreichsten sein, weil wirtschaftliche Gegenwinde kurzfristig einige Unternehmen von der Teilnahme abhalten werden.

Für Unternehmen mit bisher nicht verwendeten Kapitalpools lässt sich aufgrund der Rückenwinde für einen großen Teil der EU&R-Branche davon ausgehen, dass 2024 das Jahr des Durchbruchs für Transformations-Deals sein könnte.

Sind Sie darauf vorbereitet?

Bei den Antworten der CEOs im Rahmen der 27. Annual Global CEO Survey von PwC gaben die CEOs der EU&R-Branche (24 %) an, dass ihre Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten hohen oder sehr Risiken des Klimawandels ausgesetzt sind (einschließlich physische Risiken und Übergangsrisiken wie etwa Risiken aufgrund von Gesetzesänderungen, Marktrisiken, Technologierisiken und Reputationsrisiken). Es gab jedoch keine Antworten in den Bereichen „mittelgroßes Risiko“, „leichtes Risiko“, „minimales Risiko“ oder „weiß nicht“.

Wir haben unseren Beitrag über M&A Trends auf Daten aus anerkannten Quellen der Branche gestützt. Die in dieser Publikation genannten Werte und Volumen beruhen auf offiziell angekündigten Transaktionen, mit Ausnahme von Gerüchten und zurückgezogenen Transaktionen, die von der London Stock Exchange Group (LSEG) zum 31. Dezember 2023 zur Verfügung gestellt wurden und auf die am 3. Jänner 2024 zugegriffen wurde.

Diese Daten wurden durch zusätzliche Informationen von S&P Capital IQ und unserer unabhängigen Recherche ergänzt. Bestimmte Anpassungen wurden an den Quellinformationen vorgenommen, um sie mit der Branchenzuordnung von PwC in Einklang zu bringen.

Michelle Grant ist National Energy, Utilities, Mining and Industrials Deals Leader. Sie ist Partnerin bei PwC Kanada.

Ein Dankeschön an die folgenden PwC Kolleg:innen für ihre Beiträge: Seenu Akunuri, Ajay Amin, Lauren Bermack, Giorgio Biscardini, Jorge Eduardo Campos, Darren Carton, Favian Goitia, Jan Groenewald, Isabelle Gross, Ross Hart, Paul Hennessy, Jason Higgs, Seamus Jiang, Guillaume Laffitte-Rigaud, Rob McCeney, Greg Oberti, Philippe Pourreaux, Joe Rafuse, Daniel Rennemo, Louise Roach, Llewellyn Sterling und Drew Stevenson.

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Michael Sponring

Director, Head of Power & Utilities, Vienna, PwC Austria

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