Die vergangenen zwei Jahre stellten in Bezug auf den Abschluss von Deals auf den Verbrauchermärkten eine Herausforderung dar. Im Vergleich zum Höchststand im Jahr 2021 reduzierte sich das Volumen der Deals 2023 um 17 %, bei den Werten kam es zu einem Rückgang von 53 %. Makroökonomische Faktoren in Kombination mit Finanzierungsschwierigkeiten und einer hartnäckigen, wenn auch schrumpfenden Bewertungslücke zwischen Verkäufern und Käufern erschwerten die Durchführung von Deals in der Branche.
Das mittlere Marktsegment zeigte sich resilienter — jene Deals, die 2023 abgeschlossen wurden, waren von geringerem Umfang als in den Jahren zuvor. Unternehmen mit starken Bilanzen aus dem Verbrauchermarkt waren aufgrund der allgemein geringeren Kapitalausstattung gegenüber privat investiertem Kapitel (PE) im Vorteil.
Die Bedingungen sind je nach Region unterschiedlich, wobei aber global gesehen damit gerechnet wird, dass basierend auf aktuellen Inflationsdaten und Andeutungen der Zentralbanken auf eine Beibehaltung oder Reduzierung der Zinssätze im Jahr 2024 das Vertrauen der Investoren gestärkt wird.
Unter Verbraucher:innen wird es möglicherweise länger dauern, bis sich das Vertrauen verbessert und die Ausgaben steigen. Bei Unternehmen kommt es durch die schnelle Kosten- und Preisinflation der letzten zwei Jahre beim Umgang mit dem schrumpfenden Anstieg der Einkaufspreise und dem resultierenden Preisdruck zumindest kurzfristig zu Auswirkungen auf die Rentabilität und in der Folge zu Konsequenzen bei ihren Aktivitäten im M&A-Bereich. Mittelfristig gesehen sind wir jedoch optimistisch, dass sich die M&A-Aktivitäten auf den Verbrauchermärkten vollständig erholen werden.
"Es kann sein, dass es länger dauern wird, bis sich der Bereich M&A auf den Verbrauchermärkten erholt. Er bleibt aber ein starkes, geradezu unerlässliches Mittel für die Transformation und Beschleunigung des Wachstums, und gibt Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil im Umgang mit den Herausforderungen von morgen."
Hervé Roesch,Global Consumer Markets Deals Leader, PwC UKWährend Finanzierungskosten 2024 höchstwahrscheinlich auf einem hohen Niveau bleiben werden, rechnen wir mit mehr Transaktionen, die einerseits auf die Verringerung von Schulden zur Bilanzstärkung und Fokussierung und andererseits auf den Abschluss von Bolt-on- oder synergistischen Deals abzielen, mit denen man sich Zugang zu neuen Produkten oder Märkten verschaffen oder wesentliche Kompetenzen erwerben will.
Große Transaktionen können prinzipiell weiterhin eine Herausforderung darstellen, und auch wenn wir von einer Fortsetzung des Trends beim Abschluss kleinerer Deals ausgehen, erfordern diese möglicherweise komplexere und kreativere Strukturen, wie etwa Joint Ventures, Earnouts oder Verkäuferkredite.
Die Kaufkraft insbesondere bei Familien mit mittlerem Einkommen ist weiterhin beeinträchtigt. Dennoch rechnen wir in allen Teilsektoren mit einer höheren Dynamik.
Im Folgenden beschreiben wir die wesentlichen M&A-Treiber jener Teilsektoren, in denen wir mit den größten M&A-Aktivitäten rechnen, sowie auf allen Verbrauchermärkten im Jahr 2024.
Die folgenden Bereiche werden unserer Einschätzung nach 2024 M&A Hot Spots sein:
Unternehmen im Verbrauchersektor konzentrieren sich 2024 weiterhin auf die Wertschöpfung durch Optimierung ihrer Portfolios zur Anpassung an makroökonomische Trends sowie Trends auf den Verbrauchermärkten. Durch den Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten können Unternehmen ihre operativen Tätigkeiten optimieren, Kosten senken und Ressourcen freigeben, die für Investitionen in ihr Kerngeschäft genutzt werden können. Beispiele aus dem Sektor Verbrauchergesundheit sind die Abspaltung von Kenvue durch Johnson & Johnson, die im August 2023 abgeschlossen wurde, und die von Sanofi geplante Ausgliederung seines Bereichs Verbrauchergesundheit (siehe oben).
Ein wichtiger Faktor bei Übernahmen wird weiterhin der Bedarf an Kapazitäten im technologischen Bereich und bei der Nachhaltigkeit sein. Ebenso von Bedeutung sind Deals, mit denen die Sicherheit der Lieferkette verbessert oder der Aufbau von Resilienz unterstützt wird, wie etwa eine Expansion in benachbarte Märkte.
Die Investition von The Schwarz Group, Eigentümer von Lidl, in das KI-Unternehmen Aleph Alpha, die in der obigen Erörterung des Lebensmitteleinzelhandelssektors erwähnt wurde, stellt ein Beispiel für ein Unternehmen im Verbrauchersektor dar, das in Technologie zur Verbesserung des Kundenerlebnisses und der operativen Tätigkeit investiert.
Aufgrund der höheren Kapitalkosten setzen sich Unternehmen kritisch mit ihren Bilanzen auseinander. Wir erwarten, dass von den Unternehmen weitere Maßnahmen zur Reduzierung von Schulden gesetzt werden, etwa durch Entfernung einiger kapitalintensiver Vermögenswerte wie Immobilien. Beispielsweise hat Decathlon im Dezember 2023 die Räumlichkeiten von ca. 90 seiner Geschäftslokale in Europa an den US-Investor Realty Income verkauft.
Wir erwarten mehr Möglichkeiten auf den Verbrauchermärkten aufgrund notleidender Vermögenswerte, insbesondere im Handelssektor. Ein Beispiel ist die Übernahme der Marken Cath Kidston und Joules durch Next aufgrund von Insolvenz. Da die Zinssätze immer noch hoch sind, wird 2024 mit weiteren finanziellen Notlagen und Insolvenzen auf den Verbrauchermärkten gerechnet, insbesondere im Handelssektor und im Gastronomiesektor.
Solange es in der Wirtschaft zu keinen zusätzlichen negativen Entwicklungen kommt, gehen wir jedoch nicht davon aus, dass das Niveau erheblich höher als 2023 sein wird, als es zu einer Welle an Insolvenzmeldungen im Handelsbereich kam. Dies betraf etwa namhafte Unternehmen wie den britischen Haushaltswaren-Discounter Wilko und den US-amerikanischen Haushaltswarenhändler Bed Bath and Beyond.
M&A-Volumen und -Märkte in den Verbrauchermärkten gingen zwischen 2022 und 2023 um 7 % bzw. 31 % zurück. Der Rückgang entspricht jenem auf dem allgemeinen M&A-Markt, der sich aufgrund der anhaltend gedämpften Stimmung sowohl unter den Verbraucher:innen als auch den Investoren infolge des makroökonomischen und geopolitischen Gegenwinds weiterhin schwach zeigte.
M&A-Trends waren nicht in allen Ländern und Regionen gleich:
Asia Pacific. Zwischen 2022 und 2023 blieb das Deal-Volumen konstant und die Werte gingen um 9 % zurück, wobei jedes Land seine eigene Geschichte schrieb. Beispielsweise stiegen die Deal-Volumen auf den Verbrauchermärkten in China um 9 % im Jahr 2023, während die Deal-Werte um 33 % sanken. In Japan wiederum stagnierten die Deal-Volumen während die Deal-Werte um 58 % stiegen. Dies ist im Wesentlichen auf einen im Laufe des Jahres angekündigten Megadeal zurückzuführen.
Europe, the Middle East and Africa (EMEA). Deal-Volumen und -werte gingen zwischen 2022 und 2023 um 13 % bzw. 48 % zurück. Die Inflation und die makroökonomischen Bedingungen sowie zwei laufende Kriege in der Nachbarschaft sorgten für größere makroökonomische Unsicherheiten in der Region, wo es bei den M&A-Aktivitäten und Deal-Werten den größten Rückgang der drei Regionen sowohl in tatsächlichen Zahlen als auch prozentuell gesehen gab.
Nord-, Mittel- und Südamerika. Deal-Volumen und -Werte nahmen zwischen 2022 und 2023 um 3 % bzw. 24 % ab, wobei der Einbruch bei den Werten auf einen 20 %-igen Rückgang bei Deals mit Werten über 2 Mrd. USD zurückzuführen ist. Dies ist teilweise einem Finanzierungsmangel bei der Investition in Übernahmen geschuldet.
Es ist davon auszugehen, dass sich das makroökonomische Umfeld 2024 stabilisieren und positiv auf die Stimmung unter Verbraucher:innen auswirken wird. Dies sollte in weiterer Folge zu einem Anstieg des Vertrauens der Investoren in Verbrauchermärkte führen. Wir rechnen mit einer Zunahme der Aktivitäten im M&A-Bereich, wobei Übernahmen eher von Unternehmen zu erwarten sind, die für nachhaltige Ergebnisse Synergien schaffen und Transformationen durchführen können. Portfolioüberprüfungen und Finanzierungshürden werden wiederum Veräußerungen ankurbeln.