2024 Outlook

Global M&A Trends in Consumer Markets

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  • Insight
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  • Jänner 23, 2024

Vorsichtiger Optimismus für einen Anstieg bei M&A-Aktivitäten in den Verbrauchermärkten im Jahr 2024 – vorausgesetzt, die makroökonomischen Bedingungen bleiben stabil.

Hervé Roesch

Hervé Roesch

Global Consumer Markets Deals Leader, Partner, PwC United Kingdom

Die vergangenen zwei Jahre stellten in Bezug auf den Abschluss von Deals auf den Verbrauchermärkten eine Herausforderung dar. Im Vergleich zum Höchststand im Jahr 2021 reduzierte sich das Volumen der Deals 2023 um 17 %, bei den Werten kam es zu einem Rückgang von 53 %. Makroökonomische Faktoren in Kombination mit Finanzierungsschwierigkeiten und einer hartnäckigen, wenn auch schrumpfenden Bewertungslücke zwischen Verkäufern und Käufern erschwerten die Durchführung von Deals in der Branche.

Das mittlere Marktsegment zeigte sich resilienter — jene Deals, die 2023 abgeschlossen wurden, waren von geringerem Umfang als in den Jahren zuvor. Unternehmen mit starken Bilanzen aus dem Verbrauchermarkt waren aufgrund der allgemein geringeren Kapitalausstattung gegenüber privat investiertem Kapitel (PE) im Vorteil.

Die Bedingungen sind je nach Region unterschiedlich, wobei aber global gesehen damit gerechnet wird, dass basierend auf aktuellen Inflationsdaten und Andeutungen der Zentralbanken auf eine Beibehaltung oder Reduzierung der Zinssätze im Jahr 2024 das Vertrauen der Investoren gestärkt wird.

Unter Verbraucher:innen wird es möglicherweise länger dauern, bis sich das Vertrauen verbessert und die Ausgaben steigen. Bei Unternehmen kommt es durch die schnelle Kosten- und Preisinflation der letzten zwei Jahre beim Umgang mit dem schrumpfenden Anstieg der Einkaufspreise und dem resultierenden Preisdruck zumindest kurzfristig zu Auswirkungen auf die Rentabilität und in der Folge zu Konsequenzen bei ihren Aktivitäten im M&A-Bereich. Mittelfristig gesehen sind wir jedoch optimistisch, dass sich die M&A-Aktivitäten auf den Verbrauchermärkten vollständig erholen werden.

"Es kann sein, dass es länger dauern wird, bis sich der Bereich M&A auf den Verbrauchermärkten erholt. Er bleibt aber ein starkes, geradezu unerlässliches Mittel für die Transformation und Beschleunigung des Wachstums, und gibt Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil im Umgang mit den Herausforderungen von morgen."

Hervé Roesch,Global Consumer Markets Deals Leader, PwC UK

Während Finanzierungskosten 2024 höchstwahrscheinlich auf einem hohen Niveau bleiben werden, rechnen wir mit mehr Transaktionen, die einerseits auf die Verringerung von Schulden zur Bilanzstärkung und Fokussierung und andererseits auf den Abschluss von Bolt-on- oder synergistischen Deals abzielen, mit denen man sich Zugang zu neuen Produkten oder Märkten verschaffen oder wesentliche Kompetenzen erwerben will.

Große Transaktionen können prinzipiell weiterhin eine Herausforderung darstellen, und auch wenn wir von einer Fortsetzung des Trends beim Abschluss kleinerer Deals ausgehen, erfordern diese möglicherweise komplexere und kreativere Strukturen, wie etwa Joint Ventures, Earnouts oder Verkäuferkredite.

52%

der CEOs auf den Verbrauchermärkten planen zumindest eine Übernahme in den nächsten drei Jahren

Source: PwC’s 27th Annual Global CEO Survey

Die Kaufkraft insbesondere bei Familien mit mittlerem Einkommen ist weiterhin beeinträchtigt. Dennoch rechnen wir in allen Teilsektoren mit einer höheren Dynamik.

Im Folgenden beschreiben wir die wesentlichen M&A-Treiber jener Teilsektoren, in denen wir mit den größten M&A-Aktivitäten rechnen, sowie auf allen Verbrauchermärkten im Jahr 2024.

M&A Hot Spots 2024

Die folgenden Bereiche werden unserer Einschätzung nach 2024 M&A Hot Spots sein:

Wir rechnen 2024 als Reaktion auf die immer noch herausfordernden Marktbedingungen mit einer weiteren Konsolidierung der Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel. Die Inflation scheint sich zwar auf einigen Märkten abzukühlen, aber die Preise bleiben auf einem hohen Niveau. Verbraucher:innen werden versuchen, zu sparen, wodurch es zu einem Margendruck kommt.

Im Laufe der letzten zwölf bis 18 Monate haben Lebensmitteleinzelhändler in den USA und in Europa weitere Schritte in Richtung Konsolidierung gesetzt. Beispiele sind die geplante Verschmelzung von Albertsons und Kroger in den USA, der von Aldi angekündigte Erwerb von ca. 400 Winn-Dixie- und Harveys-Supermarktstandorten von Southeastern Grocers in den USA sowie die von Carrefour geplante Übernahme von 60 Hypermärkten und 115 Supermärkten der Cora- und Match-Kette in Frankreich von der Louis Delhaize-Gruppe.      

Ende 2023 kündigte der französische Supermarktkonzern Casino den geplanten Verkauf einiger seiner Supermärkte und Hypermärkte im Rahmen einer Schuldenumstrukturierung an. Der geplante Verkauf stieß sowohl unter inländischen Wettbewerbern als auch anderen regionalen europäischen Unternehmen auf reges Interesse. Für 2024 erwarten wir weitere Konsolidierungsvorgänge im Lebensmitteleinzelhandel zwischen Unternehmen mit ähnlichen Ausrichtungen und Synergiepotenzial durch größere Dimensionen.

Wesentliche Akteure im Sektor konzentrieren sich auch auf Wertschöpfungsmaßnahmen wie etwa den Aufbau von Kapazitäten für einen besseren Zugang zu ihren Verbraucher:innen. Beispielsweise hat Walmart in Werbegeschäfte, Third-Party-Märkte (einschließlich einer zusätzlichen Investition in Höhe von 3,5 Mrd. USD in Flipkart im Jahr 2023, ein indisches E-Commerce-Unternehmen) und in Logistikkapazitäten investiert. Die Schwarz-Gruppe, Eigentümerin von Lidl, hat zur Verbesserung des Kundenerlebnisses und zur Vereinfachung der Arbeit ihrer Mitarbeiter:innen eine Investition in Aleph Alpha, ein KI-Unternehmen, getätigt.

Wir rechnen mit einer Fortsetzung dieser Trends zur Konsolidierung und zum Erwerb kundenorientierter Kapazitäten im Jahr 2024, und zwar in Verbindung mit weiteren Portfolioüberprüfungen, die möglicherweise punktuell zu Veräußerungen führen.

Bei den Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelindustrie sind strategische Portfolioüberprüfungen weiterhin ein Treiber für Aktivitäten im Bereich M&A. Spezifisch in Bezug auf 2024 gehen wir davon aus, dass Unternehmen beim Preismanagement stärker unter Druck sein werden, da Einkaufskosten im Vergleich zu dem kürzlich erreichten Höhepunkt der Inflation gesunken sind. Da davon höchstwahrscheinlich jene Unternehmen profitieren, die finanziell und wettbewerbstechnisch in der stärksten Position sind, vergrößert sich die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern und es entstehen Möglichkeiten für Transaktionen.

Darüber hinaus überprüfen Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelindustrie kontinuierlich ihre Geschäftsportfolios. Dies erfolgt aus Komplexitätsgründen (zum Beispiel Markenpalette) und zur Fokussierung ihrer finanziellen und betrieblichen Ressourcen auf Bereiche mit Wettbewerbsvorteilen. Wir erwarten, dass damit Möglichkeiten zur Konsolidierung, für den Erwerb von Marken und für punktuelle Veräußerungen geschaffen werden. Beispiele sind die von J.M. Smucker angekündigte Übernahme von Hostess Brands, die Übernahme von Yasso Holdings durch Unilever und die Verringerung des Anteils von Nestlé in seinem Tiefkühlpizzageschäft in Europa durch ein Joint Venture mit dem PE-Unternehmen PAI Partners. 

Nahrungs- und Genussmittel bleiben für Investoren als Sektor attraktiv, besonders was den innovativsten Bereich betrifft. Daten von PitchBook zufolge wurde in Europa in den letzten zehn Jahren Beteiligungskapital (VC) auf Verbrauchermärkten vorzugsweise in der Lebens- und Genussmittelindustrie investiert.

Vom Umfang her wuchs der Anteil an VC-Investitionen im Lebens- und Genussmittelsektor von 16 % der Verbrauchermärkte im Jahr 2013 auf 30 % im Jahr 2023, wobei der wertmäßige Anteil im gleichen Zeitraum von 9 % auf 30 % stieg. Diese VC-Investitionen werden durch ein steigendes Interesse an der Entwicklung neuer Technologien und Dienstleistungen im Teilsektor befeuert. VC-Investoren legen auch ein starkes Augenmerk auf innovative Inhaltsstoffe, die gut schmecken, weniger umweltschädlich sind und preislich mit traditionellen tierischen Produkten mithalten können.

Trotz der weiterhin herausfordernden Finanzierungsbedingungen beim Abschluss von Deals gehen wir davon aus, dass PE-Investoren auch in Zukunft Interesse am Teilsektor Nahrung haben werden, da Unternehmen veräußerte Marken erwerben oder neue Märkte erschließen wollen. Ein Beispiel für diesen Trend ist die geplante Übernahme des australischen Frischprodukteunternehmens Costa durch ein vom US-amerikanischen PE-Unternehmen Paine Schwartz Partners angeführtes Konsortium.

Globale Megatrends wie der Klimawandel, technologische Umwälzungen, der demografische Wandel, geopolitische und gesellschaftliche Faktoren beeinflussen Investments im Nahrungs- und Genussmittelsektor, insbesondere was Bedenken hinsichtlich Nachhaltigkeit, Resilienz und Zugang zu Rohstoffen betrifft. Wir gehen davon aus, dass dies zu einem Anstieg der Transaktionen führen wird, weil Unternehmen ihre Transformation beschleunigen wollen.

Technologie wird weiterhin ein wesentlicher Treiber von Investitionen sein, da Unternehmen sowohl einen Zugang zu Verbraucher:innen und zum digitalen Kanal erlangen als dies auch nutzen müssen. Ein Beispiel ist die Investition von PepsiCo in Instacart.

Regulierungsbehörden und Verbraucher:innen sorgen für einen stetig steigenden Druck auf die Unternehmen in der Verpackungsbranche, Lösungen für die Beseitigung von Plastik und die Wiederverwertbarkeit zu präsentieren. Daraus ergibt sich ein höherer Bedarf im Bereich Forschung und Entwicklung sowie bei den Investitionsausgaben. Dieser Druck wirkt sich auch auf die Attraktivität und Bewertung von Unternehmen aus, die keine eindeutigen Ansätze bei nachhaltigkeitsfreundlichen Lösungen haben.

Demzufolge erwarten wir eine Steigerung bei den M&A-Aktivitäten im Jahr 2024 aufgrund von punktuellen Veräußerungen, Konsolidierungen und Public-to-Private Deals. Transaktionen der jüngeren Vergangenheit demonstrieren, dass Unternehmen größer werden müssen, um die entsprechenden Investitionen tätigen zu können. Beispiele sind die Verschmelzung von Smurfit Kappa mit WestRock und die Übernahme von Constantia Flexibles — ein Plastikverpackungsunternehmen, dessen Produktportfolio weitgehend auf Recycling und recyclebare Alternativen ausgerichtet ist — durch One Rock Capital Partners.

Um aufzuholen oder den Vorsprung zu bewahren, interessieren sich größere Akteure auch für kleinere Akteure mit geistigem Eigentum oder Know-How im Bereich nachhaltige Verpackungen, die sie auf ihre Produkt- und Kundenportfolios ausrollen können. Mit diesen Kapazitäten können sich Unternehmen den wachsenden Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft stellen und proaktiv eine Transformation durchlaufen und so ihre Klimaziele erreichen. Dementsprechend haben diese innovativen Unternehmen tendenziell höhere Multiples.

Da davon auszugehen ist, dass der Ausgabenspielraum bei den Verbraucher:innen begrenzt ist und die bestehenden Schwierigkeiten bleiben werden, wird es auf dem Modemarkt 2024 zu einer zunehmenden Polarisierung zwischen Gewinnern und Verlierern kommen. Wir rechnen damit, dass erfolgreiche Unternehmen ihre Bilanzen und Betriebsplattformen für den Erwerb wertvoller Marken nutzen werden.

Global führende Akteure im Luxusgüterbereich wie LVMH und Kering werden vermutlich ihre House-of-Brands-Strategien beibehalten. Ein Beispiel ist die Investition von Kering in Valentino. Es werden auch Platform Plays erwartet. Beispielsweise hat Next, ein britischer Händler mit Online-Präsenz in mehr als 70 Ländern, in den letzten Jahren zur Expansion seines „Total-Platform-“Geschäfts Anteile an kleineren Händlern erworben oder solche Händler übernommen.

Wir gehen davon aus, dass 2024 noch weitere Transaktionen im Modesektor stattfinden werden, und zwar aufgrund von Portfolioüberprüfungen unter Markeneigentümern und strategischen Handlungen für die Transformation von Geschäftsmodellen als Reaktion auf weiterhin bestehende Herausforderungen im Handelssektor. Stationäre Händler nehmen weiterhin Anpassungen ihrer Ladenverkaufspräsenz an das Wachstum des E-Commerce-Kanals vor

Es ist davon auszugehen, dass Ausgaben für Haustiere von einer größeren Resilienz gekennzeichnet sein werden als andere Kategorien von Konsumausgaben. Gründe sind die zunehmende Popularität von Premiumprodukten und die Prognosen zufolge zunehmende Tierhaltung, insbesondere in aufstrebenden Märkten. Darüber hinaus wird mit einem positiven Einfluss des Wachstums im Dienstleistungsbereich auf den Tierpflegesektor gerechnet.

Wir gehen davon aus, dass sowohl große Unternehmen als auch PE-Akteure weiterhin M&A-Möglichkeiten suchen werden, um ihre Produktangebote sowie ihre Kapazitäten oder geografische Präsenz zu erweitern. Qualitativ hochwertige kleine und mittelgroße Unternehmen werden vermutlich für eine breite Anzahl an Investoren interessant sein.

Ein Beispiel ist die Investition von General Atlantic und L Catterton in Butternut Box, ein in Großbritannien ansässiger Subskriptionsservice mit Fokus auf frisches Hundefutter.  Bolt-on-Übernahmen und -Platform Plays, wie etwa die Investition von Cinven in Arcaplanet, eine italienische Tierpflegekette, die eine führende Tierpflegeplattform aufbauen möchte, werden im PE-Bereich weiterhin populär sein.

Es wird mit einem weiteren Wachstum im Bereich Verbrauchergesundheit als eigener Sektor gerechnet. Wie bereits Johnson & Johnson, GSK und Pfizer, die in den letzten Jahren ihre Verbrauchergesundheitsbereiche ausgegliedert haben, hat auch Sanofi im Oktober 2023 bekannt gegeben, den Bereich Verbrauchergesundheit getrennt führen zu wollen. Im November 2023 wiederum kündigte Bayer die potenzielle Ausgliederung seines Verbrauchergesundheitsbereichs als eine der Optionen an, die das Unternehmen im Rahmen seiner Analyse des Strategie- und Betriebsmodells in Betracht zieht.

Neu abgespaltene Unternehmen im Bereich Verbrauchergesundheit und bestehende Pharmaunternehmen mit Marken im Bereich der Verbrauchergesundheit werden M&A vermutlich weiterhin zur Beschleunigung ihres Wachstums und für ihre eigenen strategischen Ziele nutzen. Beispiele sind die Veräußerung nahezu des gesamten Segments frei verkäuflicher Medikamente von Viatris an das PE-Unternehmen Cooper Consumer Health sowie der Verkauf der Marke Lamisil von Haleon an Karo Healthcare AB.

Die Nachfrage nach Produkten im Bereich Verbrauchergesundheit steigt aufgrund des demografischen Wandels wie etwa der Überalterung der Weltbevölkerung sowie aufgrund von Einkommensniveaus und verhaltensrelevanten Faktoren wie ein zunehmendes Gesundheitsbewusstsein und ein größerer Fokus auf Vorsorge. Die Lebenserhaltungskosten beeinflussen das Verhalten von Verbraucher:innen bei den Ausgaben. Es werden zunehmend frei verkäufliche Medikamente, Vitamine, Nahrungsergänzungsprodukte und Mineralstoffe als Alternative für die entweder teureren oder weniger leicht erhältlichen professionellen Gesundheitsdienstleistungen und verschreibungspflichtigen Medikamente erworben.

Da der Onlinekanal für Gesundheitsdienstleistungen mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, gibt es einen wachsenden Trend hin zu Deals innerhalb des Bereichs der Online-Apotheken. Ein Beispiel für einen derartigen Deal ist die Übernahme des Schweizer Geschäfts der Zur Rose-Gruppe — eine europäische Online-Apotheke — durch Medbase, ein Tochterunternehmen im Gesundheitsbereich des schweizerischen Lebensmitteleinzelhändlers Migros. Ziel ist der Aufbau von Kapazitäten im Bereich der Primärversorgung

Der Schwung an neuen Unternehmen auf dem Gastronomie- und Freizeitmarkt im Jahr 2024 wird noch weiter zunehmen. Dies ist auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen, wie etwa den erwarteten Anstieg im Tourismusbereich auf das Niveau vor der Pandemie, dass sich Verbraucher:innen nicht mehr nur Waren sondern ein Gesamterlebnis wünschen, und die Tendenz, dass Verbraucher:innen bis zu einem gewissen Grad sorgsam mit ihren Ausgaben in dieser Kategorie umgehen.

Wir rechnen mit Investitionen in Richtung Europa aus den USA, dem Nahen Osten, Afrika und dem asiatisch-pazifischen Raum. Das Ausmaß des Markt- und Verbraucherinteresses beweist die Position von Europa als bevorzugtes Reiseziel. Langfristige Assets in PE-Portfolios werden vermutlich über Teil- oder Vollverkäufe auf den Markt kommen, während Public-to-Private Deals wie die von Apollo angekündigte Übernahme von The Restaurant Group ein Beispiel für die Möglichkeiten sind, die bei niedrigeren Bewertungen und positiven Wachstumsaspekten in der Gastronomie entstehen, da Unternehmen weg vom niedrigen Niveau zum Höhepunkt der Pandemie weg wollen.

Sport wird 2024 weiterhin ein Lichtblick im M&A-Bereich sein. Wir rechnen mit einer ähnlichen Entwicklung wie 2023, als es im Sportbereich eine Reihe von Transaktionen zwischen namhaften Unternehmen gab. Der Sektor bleibt für Investoren deswegen interessant, weil Sportzuschauerzahlen eine hohe Resilienz aufweisen und weil den Rechten an der Live-Übertragung und dem Live-Streaming von Sportveranstaltungen ein hoher Wert beigemessen wird. Die verhältnismäßige Knappheit von Franchiseunternehmen und Teams im Sportbereich kann Bewertungen dort in die Höhe treiben, wo ein hohes Interesse herrscht. Demzufolge kann es zu heftigen Bieterkämpfen kommen.

Es wird damit gerechnet, dass der Nahe Osten im Transport- und Logistiksektor im Jahr 2024 eine wichtige Rolle spielen wird, und zwar sowohl als Investor als auch als Ziel für Wachstumsinvestitionen. Eine nennenswerte Transaktion, die in der zweiten Jahreshälfte 2023 angekündigt wurde, war die Übernahme des in Spanien hauptansässigen Anbieters integrierter Logistikleistungen Noatum durch die AD Ports-Gruppe aus Abu Dhabi. 

Außerhalb des Nahen Osten wird erwartet, dass es im globalen Transport- und Logistiksektor einen Fokus auf Konsolidierung und Ausbau der geografischen Reichweite geben wird sowie bestehende Portfolios optimiert werden. Es wird auch weiterhin ein reges Interesse an Technologien und Dienstleistungen im Logistikbereich geben. Ein Beispiel für diesen Trend ist die vom in Japan ansässigen globalen Logistikunternehmen Nippon Express angekündigte Übernahme von Cargo-Partner, einem österreichischen Anbieter von Fracht- und Versanddienstleistungen.

Wesentliche M&A-Themen auf den Verbrauchermärkten im Jahr 2024

Portfoliooptimierung

Unternehmen im Verbrauchersektor konzentrieren sich 2024 weiterhin auf die Wertschöpfung durch Optimierung ihrer Portfolios zur Anpassung an makroökonomische Trends sowie Trends auf den Verbrauchermärkten. Durch den Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten können Unternehmen ihre operativen Tätigkeiten optimieren, Kosten senken und Ressourcen freigeben, die für Investitionen in ihr Kerngeschäft genutzt werden können. Beispiele aus dem Sektor Verbrauchergesundheit sind die Abspaltung von Kenvue durch Johnson & Johnson, die im August 2023 abgeschlossen wurde, und die von Sanofi geplante Ausgliederung seines Bereichs Verbrauchergesundheit (siehe oben).

Ein wichtiger Faktor bei Übernahmen wird weiterhin der Bedarf an Kapazitäten im technologischen Bereich und bei der Nachhaltigkeit sein. Ebenso von Bedeutung sind Deals, mit denen die Sicherheit der Lieferkette verbessert oder der Aufbau von Resilienz unterstützt wird, wie etwa eine Expansion in benachbarte Märkte.

Die Investition von The Schwarz Group, Eigentümer von Lidl, in das KI-Unternehmen Aleph Alpha, die in der obigen Erörterung des Lebensmitteleinzelhandelssektors erwähnt wurde, stellt ein Beispiel für ein Unternehmen im Verbrauchersektor dar, das in Technologie zur Verbesserung des Kundenerlebnisses und der operativen Tätigkeit investiert.

Kapitalkosten

Aufgrund der höheren Kapitalkosten setzen sich Unternehmen kritisch mit ihren Bilanzen auseinander. Wir erwarten, dass von den Unternehmen weitere Maßnahmen zur Reduzierung von Schulden gesetzt werden, etwa durch Entfernung einiger kapitalintensiver Vermögenswerte wie Immobilien. Beispielsweise hat Decathlon im Dezember 2023 die Räumlichkeiten von ca. 90 seiner Geschäftslokale in Europa an den US-Investor Realty Income verkauft.

Distressed M&A

Wir erwarten mehr Möglichkeiten auf den Verbrauchermärkten aufgrund notleidender Vermögenswerte, insbesondere im Handelssektor. Ein Beispiel ist die Übernahme der Marken Cath Kidston und Joules durch Next aufgrund von Insolvenz. Da die Zinssätze immer noch hoch sind, wird 2024 mit weiteren finanziellen Notlagen und Insolvenzen auf den Verbrauchermärkten gerechnet, insbesondere im Handelssektor und im Gastronomiesektor.

Solange es in der Wirtschaft zu keinen zusätzlichen negativen Entwicklungen kommt, gehen wir jedoch nicht davon aus, dass das Niveau erheblich höher als 2023 sein wird, als es zu einer Welle an Insolvenzmeldungen im Handelsbereich kam. Dies betraf etwa namhafte Unternehmen wie den britischen Haushaltswaren-Discounter Wilko und den US-amerikanischen Haushaltswarenhändler Bed Bath and Beyond.

M&A-Ausblick für Verbrauchermärkte 2024

Es ist davon auszugehen, dass sich das makroökonomische Umfeld 2024 stabilisieren und positiv auf die Stimmung unter Verbraucher:innen auswirken wird. Dies sollte in weiterer Folge zu einem Anstieg des Vertrauens der Investoren in Verbrauchermärkte führen. Wir rechnen mit einer Zunahme der Aktivitäten im M&A-Bereich, wobei Übernahmen eher von Unternehmen zu erwarten sind, die für nachhaltige Ergebnisse Synergien schaffen und Transformationen durchführen können. Portfolioüberprüfungen und Finanzierungshürden werden wiederum Veräußerungen ankurbeln.

Wir haben unseren Beitrag über M&A Trends auf Daten aus anerkannten Quellen der Branche gestützt. Quelle für Daten zu VC-Investitionen im Nahrungs- und Genussmittelsektor war PitchBook, Zugriff am 16. Oktober 2023. Die in dieser Publikation genannten Gesamtwerte und Volumen beruhen auf offiziell angekündigten Transaktionen, mit Ausnahme von Gerüchten und zurückgezogenen Transaktionen, die von der London Stock Exchange Group (LSEG) zum 31. Dezember 2023 zur Verfügung gestellt wurden und auf die am 3. Jänner 2024 zugegriffen wurde.

Diese Daten wurden durch zusätzliche Informationen von S&P Capital IQ und unserer unabhängigen Recherche ergänzt. Bestimmte Anpassungen wurden an den Quellinformationen vorgenommen, um sie mit der Branchenzuordnung von PwC in Einklang zu bringen. 

Hervé Roesch ist der Global Consumer Markets Deals Leader von PwC. Er ist Partner bei PwC UK. Elena Girlich ist Senior Manager bei PwC Deutschland..

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