Traditionell haben Family Offices die Aufgabe, das Vermögen einer Unternehmerfamilie zu verwalten und zu vermehren. Während der Investitionsfokus früher auf Immobilien lag, investieren Family Offices heute in eine breite Palette von Anlageklassen. So haben sie sich beispielsweise zu einem wichtigen Geldgeber für Startups entwickelt. Darüber hinaus legen sie immer mehr Wert auf Investitionen, die einen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft schaffen. Für diesen Wandel sorgen nicht zuletzt die Vertreter:innen der NextGen, die auch in den Family Offices mehr und mehr Verantwortung übernehmen.
Family Offices professionalisieren und spezialisieren sich
Traditionell waren Family Offices dafür verantwortlich, das Vermögen über mehrere Generationen hinweg zu bewahren. Während der Fokus früher vor allem auf Immobilien lag, investieren Family Offices heute in eine breite Palette von Anlageklassen. In diesem Veränderungsprozess werden sie zunehmend professioneller und spezialisierter, was ihre Anlagestrategien und -prozesse betrifft. Sie entwickeln sich von Single Family Offices hin zu Familieninvestmentfonds. Dabei unterscheiden sie sich in ihren Anlagestrategien deutlich von Private-Equity-Firmen. Der Grund: Sie stehen weniger Druck unter Druck, die Erlöse aus Exits gleich wieder zu investieren, sondern nehmen sich die Zeit, zukünftige Investitionsmöglichkeiten in Ruhe abzuwägen und zu bewerten.
Talsohle durchschritten: Investitionen stabilisieren sich
Die Studie analysiert Art, Wert und Anzahl der Investitionen von Family Offices weltweit seit dem Jahr 2014. Die Anzahl der Deals österreichischer Family Offices erreichte 2018 seinen Höhepunkt, gefolgt von einem Rückgang. Der Wert der Investitionen in Österreich lag 2024 bei rund 5,3 Mrd. US-Dollar.
Es zeigt sich ein klarer Wandel bei den Investitionsstrategien. Statt vieler kleiner Transaktionen standen gezielte, großvolumige Investments in Fokus. Die Mehrheit der österreichischen Family Offices bevorzugt Einzelprojekte unter 25 Mio. US-Dollar, zeigt aber wachsendes Interesse an Investitionen im mittleren dreistelligen Millionenbereich.
Investitionen von Family Offices in Österreich nach Wert und Anzahl der Deals
Der Investitionsfokus verlagert sich
Der Investitionsfokus von Family Offices hat sich seit 2014 weltweit stark verschoben: Immobilien und Fonds verlieren als Anlageklassen an Bedeutung; Direktinvestitionen in Startups werden dagegen wichtiger.
So flossen im Jahr 2018 in Österreich noch 89 Prozent der Investitionen von Family Offices in Immobilien. 2024 lag dieser Anteil nur noch bei 59 Prozent. Bei den Investitionen in Startups zeigt sich ein umgekehrtes Bild: Während 2018 erst 7 Prozent der Deals auf Startups abzielten, sind es aktuell bereits rund 36 Prozent.
Im internationalen Vergleich zeigt Österreich weiterhin aber ein konservatives Anlageverhalten. Weltweit gingen nur noch 30 Prozent der Investitionen in Immobilien, während 54 Prozent in Startups investiert wurden.
Aufteilung der Investitionen von Family Offices in Österreich nach Assetklasse
Family Offices finanzieren Startups
Family Offices spielen nicht nur für die globale Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle, sondern auch bei der Finanzierung von Innovationen. Sie sind weltweit für knapp ein Drittel der Investitionen in Startups verantwortlich.
Einer der am schnellsten wachsende Bereiche für Investitionen von Family Offices ist generative Künstliche Intelligenz (Gen AI). Zwischen Juli 2023 und Juni 2024 flossen weltweit 36,7 Milliarden US-Dollar von Family Offices in Startups, die sich auf KI und Machine Learning fokussiert haben. Mehr Geld investierten Family Offices nur in Startups mit einem Geschäftsmodell, das auf Software-as-a-Service basiert (43 Milliarden). Interessant ist, dass die große Mehrheit der Startup-Investitionen (83 Prozent) als so genannte Club-Deals – also gemeinsam mit anderen Investoren – ausgeführt werden.
Die NextGen hinterlässt ihren Fußabdruck
Immer mehr Vertreter der jungen Generation von Familienunternehmern sind an einer Tätigkeit in einem Family Office interessiert. Dort sorgen sie nicht nur für frischen Wind, sondern rücken nach und nach in die Verantwortung, die Investitionsstrategien auf -und umzusetzen. Dabei hinterlässt die NextGen deutlich ihre Handschrift: Sie kennt sich mit neuen Technologien deutlich besser aus als die Vorgängergeneration – und investiert verstärkt in innovative und aufstrebende Startups.
Impact Investing boomt
Die NextGen hat auch maßgeblichen Anteil daran, dass Family Offices immer häufiger in Bereiche investieren, die nicht nur eine finanzielle Rendite versprechen, sondern auch einen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft. Denn die junge Generation von Familienunternehmern bringt ein tiefes Verständnis für soziale Aspekte und Umweltthemen mit und sieht sich zu einer nachhaltigen Zukunft verpflichtet.
In der Folge boomen so genannte „Impact-Investitionen“ in Family Offices: In Österreich erreichten Impact Investments 2024 einen Rekordwert von 58 % und machten damit erstmals mehr als die Hälfte des gesamten Investitionsvolumens aus. 2015 lag dieser Anteil gerade mal bei 28 Prozent.
Im globalen Vergleich zeigen sich aber deutliche Unterschiede in der Verteilung von Impact-Investments. In Österreich flossen 37 Prozent der Investitionen in den Gesundheitssektor, während dieser Anteil international lediglich 8 Prozent betrug. Ebenfalls stark nachgefragt waren die Bereiche Bildung (27 Prozent) und erneuerbare Energien (22 Prozent)
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Jürgen Kreindl
Michael Lind
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