PwC Financial Services – Ergebnisse des EBA-Stresstests 2023

Auf einen Blick

  • Der EBA / EZB Stresstest zielt darauf ab, die Krisenresilienz des europäischen Bankensektors zu prüfen und sicherzustellen, dass die teilnehmenden Finanzinstitute mit genügend Eigenkapital ausgestattet sind, um finanzielle / makroökonomische Schocks zu bewältigen.
  • Im diesjährigen Stresstest hat sich die Anzahl der teilnehmenden Banken auf 57 Single Supervisory Mechanism (SSM) Institute und 13 weitere Banken erhöht – damit ist die Teilnehmeranzahl um insgesamt 20 Institute im Vergleich zum vergangenen Stresstest (2021) gestiegen, was insgesamt in etwa 75% der gesamten Bankenaktiva innerhalb der EU ausmacht.
  • Beim EBA / EZB Stresstest wird zwischen zwei wirtschaftlichen Zukunftsszenarien, einem eher erwartungsgemäßem (Baseline) Szenario und einem Krisenszenario (Adverse), unterschieden.
  • Als Startpunkt für die teilnehmenden Banken dienen deren End-of-Year 2022 Daten. Darauf aufbauend werden die Auswirkungen der vorgegebenen Makroszenarien anhand eines dreijährigen Simulationshorizontes (2023 – 2025) berechnet.
  • Die Stresstestmethodik gibt vor, wie die Folgen der wirtschaftlichen Szenarien in den verschiedenen Risikobereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, Net Interest Income (NII), Operationelles Risiko und Non Interest Income (Non II) gerechnet werden und schließlich in GuV und Bilanz einfließen.
  • Die Ergebnisse aus dem Stresstest sind für die teilnehmenden Banken von enormer Relevanz, da sie für die zuständigen Aufsichtsbehörden als Input für den Supervisory Review and Evaluation Process (SREP) und die Pillar 2 Guidance dienen, über die sich wiederum die künftigen individuellen Kapitalanforderungen der Banken bestimmen.

Einleitung

In diesem Newsletter werden die wesentlichen Ergebnisse und die Key Takeaways des diesjährigen EBA / EZB Stresstests dargelegt. Es wird vorgestellt, wie die teilnehmenden Banken abgeschnitten haben, welche Auswirkungen die Testergebnisse auf den Bankensektor entwickelt haben und welche Rückschlüsse auf die Finanzstabilität in Europa gezogen werden können.

Der Stresstest 2023 hat zum Ziel die zuständigen Aufsichtsbehörden, andere Banken, sowie auch Verbraucher über die Belastbarkeit und Krisen-Widerstandsfähigkeit der 70 teilnehmenden (davon 57 SSM) Banken zu informieren.

Anhand der Vorgabe eines adversen Krisenszenarios mussten Banken dabei die Auswirkungen eines schweren wirtschaftlichen Schocks für einen dreijährigen Zeithorizont (2023 – 2025) simulieren.

Die Ergebnisse des Stresstests soll eine Vergleichbarkeit zwischen den teilnehmenden Finanzinstituten schaffen und transparent machen, ob die Eigenkapitalausstattung im europäischen Bankensektor ausreichend ist, um Krisen sowie anhaltenden Stressphasen standzuhalten.

Die Resultate der einzelnen Banken fließen in den Supervisory Review and Evaluation Process (SREP) und anschließend in die Pillar 2 Guidance ein, über welche sich die notwendigen individuellen Kapitalanforderungen der Banken bestimmen. Aufgrund dieser direkten Auswirkungen der Stresstest-Resultate ist diese regulatorische Übung für europäische Banken von enormer Relevanz.

Im Vergleich zum vorherigen Stresstest (2021) hat es in der diesjährigen Übung in den vorgegebenen Zukunftsszenarien sowie auch in der Methodik eine Reihe von Veränderungen und Neuheiten gegeben. Die zentralen Ergänzungen sind einerseits die Anforderung einer genauen Abschätzung der Auswirkungen steigender Inflation und deutlich erhöhter Zinssätze als makrofinanzielle Variablen (wohingegen im letzten Stresstest noch von Negativzinsen ausgegangen wurde) und andererseits die zusätzliche sektorale Aufschlüsselung mit dem Ziel der Berechnung der Auswirkung von Gross Value Added (GVA) Shocks auf Ebene der ökonomischen Sektoren. 

Auch im diesjährigen (2023) EU-weiten Stresstest konnten europäische Banken ihre Widerstandsfähigkeit in einem adversen Szenario, das eine schwere Rezession in der EU und weltweit steigende Zinssätze und höhere Spreads simuliert, unter Beweis stellen.

Diese Resilienz der EU-Banken ergibt sich zum Teil durch eine solide Kapitalquote zu Beginn des Tests. Mit einer durchschnittlichen CET1-Quote von 15% war es Banken möglich den hohen Kapitalverzehr unter dem adversen Szenario, mit einer durchschnittlichen End-Quote von 10,4%, erfolgreich zu bestehen. Die Eigenkapitalausstattung und auch die Qualität der Aktiva-Positionen, die wesentlich zum Erfolg dieses Stresstests beigetragen haben, hat sich im EU-Raum in den letzten Jahren stetig verbessert. Seit 2014 haben EU-Banken ihre Kapitalquoten um weitere 3.5% erhöht bei einer zeitgleichen Reduktion der NPL-Quote von 6.5% auf 2%.

Methodische Änderungen

Im Vergleich zur letzten EBA Stresstest Übung lag ein starker Fokus in der Aufschlüsselung des Szenarios auf sektoraler Ebene. Dies ist auf die jüngsten Ereignisse der Covid-19-Pandemie zurückzuführen, die gezeigt hat, dass die Auswirkungen von Risiken je nach Wirtschaftszweig, innerhalb einer Asset Klasse, sehr unterschiedlich sein können. Die Aufschlüsselung des sektoralen Stresses erfolgte auf Ebene der NACE-2-Code Zerlegung.

Zudem erfolgte als weitere Änderung die Vorgabe eines zentralisierten Top-Down Modells für die Berechnungen der Net Fee and Commission Income (NFCI) Projektionen.

Szenario

Für das fiktive adverse Szenario, welches von einer erheblichen Verschlechterung der makroökonomischen Bedingungen über einen Zeitraum von drei Jahren ausgeht, implizierte die europäische Bankenaufsicht (EBA) folgende geopolitische Annahmen:

  • Der russische Einmarsch in der Ukraine hat zu einer starken geopolitischen Polarisierung geführt, die einen Prozess der teilweisen Deglobalisierung der Weltwirtschaft eingeleitet hat, wodurch das globale Wirtschaftswachstum durch große negative Handels- und Preisschocks unter Druck gerät. Diese Polarisierung wirkt sich auf die Rohstoffpreise aus und führt zu einem Anstieg der Produktionskosten.
  • Parallel dazu destabilisiert ein neuer Ausbruch des Coronavirus (COVID-19) die weltweiten Lieferketten. Die daraus resultierende hohe Inflation beeinträchtigt den privaten Verbrauch und die Investitionen sowohl im In- als auch Ausland erheblich.
  • Ein starker und wiederholter Inflationsdruck erhöht die Inflationserwartungen und die Lohnforderungen, was über Zweitrundeneffekte zu einer anhaltend hohen Inflation in der gesamten EU führt. Folglich führen diese Erwartungen zu höheren Marktzinsen - mit nachteiligen finanziellen und realen Folgen.
  • In den Schwellenländern kommt es zu plötzlichen Unterbrechungen der Kapitalströme.
  • Die schwächeren Wirtschaftsaussichten und die strengeren finanziellen Bedingungen führen auch zu einer erheblichen Abwärtskorrektur der Immobilienpreise.
  • Ebenso führen die höhere Kreditaufnahme des Privatsektors, infolge der COVID-19-Pandemie, die strengeren finanziellen Bedingungen und der Rückgang der Rentabilität des Unternehmenssektors zu Abwärtskorrekturen bei der Kreditwürdigkeit des Privatsektors und zu einer Neubewertung der Kreditrisikoprämien.

Ein wesentlicher Unterschied zu Szenarien aus früheren EBA Stresstests sind die Annahmen für die Entwicklung von Inflation und Zinssätzen. Im Gegensatz zu früheren Szenarien geht das adverse Szenario von einer anhaltend hohen Inflation und deutlich höheren Marktzinsen aus. Geopolitische Spannungen führen zu einem Anstieg der Rohstoffpreise, der zusammen mit Unterbrechungen der Versorgungsketten und Zweitrundeneffekten die Inflation während des gesamten Zeitraums des adversen Szenarios auf einem hohen Niveau hält, trotz der wirtschaftlichen Kontraktion.

Ergebnisse

Gesamthaft zeigt das Resultat des EBA Stresstests im adversen Szenario einen Rückgang der CET1 Kapitalquote um knapp 460 Basispunkte, von 15% in 2022 auf 10,4% in 2025. Der größte Treiber für diese Entwicklung waren Kreditausfälle, welche zu einer Verringerung der CET1 Quote von 405 Basispunkten geführt haben, sowie sehr hohe administrative Kosten, die über den gesamten Stresshorizont um etwa 2% gestiegen sind. Dem gegenüber stehen hohe Zinserträge, die jedoch im adversen Szenario eine signifikante Reduzierung im Verhältnis zum Startpunkt erfahren mussten.

FS EBA Stresstest 2023: Ergebnisse

Im Kreditrisiko ist ein starkes Wachstum der risikogewichteten Aktiva / Risk Exposure Amount (REA) von ungefähr 13,8% im adversen Szenario zu verzeichnen, wobei dies bei Standardansatz Banken stärker ausgeprägt ist als bei „internal ratings-based approach“ (IRB) Banken.

Erwähnenswert ist weiterhin, wie unterschiedlich sich das Stressszenario auf die diversen Wirtschaftszweige auswirken. Große Konzerne und KMUs sind für mehr als die Hälfte der gesamten Kreditausfälle verantwortlich. Hierbei tragen insbesondere die Sektoren Beherbergungs- und Gaststättengewerbe sowie Baugewerbe prozentual am stärksten zu den Verlustraten bei. Im produzierenden Gewerbe (Manufacturing) wird außerdem deutlich, dass die Folgen des Stressszenarios vor allem für energieintensive Unternehmen gravierend ausfallen.

Den größten positiven Beitrag stellt der Nettozinsertrag (NII) mit einem Anstieg von 9,38% im letzten Simulationsjahr des adversen Szenarios gegenüber der Ausgangssituation dar. Der kumulierte Nettozinsertrag beläuft sich im adversen Szenario auf insgesamt 803 Mrd. EUR. Dieses Ergebnis lässt sich aufgrund der Zinsanpassungen im Kreditgeschäft sowie der konservativen Pass-Through Raten auf die Einlagezinsen erklären. Der positive Effekt im NII wird jedoch durch die Erhöhung der administrativen Kosten / Aufwendungen (9,76%) aufgehoben.

Kumulierte Nettoeinnahmen aus Gebühren und Provisionen (NFCI) und Dividendenerträge belaufen sich im adversen Szenario auf ca. 392 Mrd. EUR über den Dreijahreshorizont. Dividenden machen dabei weniger als 3,5% des NFCIs in jedem Stressjahr aus.

Die wichtigsten Treiber für die Auswirkungen im Marktrisiko sind das Handelsergebnis (Net Trading Income) sowie das „Other Comprehensive Income“.

Der geringer als erwartet ausgefallene Impact auf die Kapitalquote lässt sich auf höhere Erträge (356 Basispunkte) dank gestiegener Zinsen, sowie eine bessere Qualität der Vermögenswerte von europäischen Banken zurückführen.

Die Stresstest Übung zeigt, dass der europäische Bankensektor trotz Verlusten in Höhe von insgesamt ca. 496 Mrd. EUR mit ausreichen Eigenkapital ausgestattet ist, um auch in Zeiten starker Belastungen und großer makroökonomischer Unsicherheiten widerstandfähig zu bleiben.

Schlussteil

Unser PwC-Team begleitet Banken und Finanzinstitute auf dem Weg zur Erfüllung von EBA-Anforderungen und weiteren regulatorischen Vorgaben. Zu unseren Services gehört die Bereitstellung von Tools, beispielsweise eine vollautomatisierte Kalkulation des Zinsertrages (NII), die Bereitstellung eines Befüllungs-, Aggregations- und Datenqualitätstools, sowie eines Benchmark Tools samt Auswertungen über Reports und graphische Abbildungen via Dashboards.

Zudem unterstützen wir eine Vielzahl von Kunden bei der Sicherstellung der Datenqualität, sowie einer korrekten Implementierung der methodischen Anforderungen samt Optimierungsmöglichkeiten unter Einhaltung sämtlicher regulatorischer Vorgaben.

Mit unseren maßgeschneiderten Lösungen helfen wir Ihnen, regulatorische Anforderungen in Ihren operativen Vorgängen ressourcenschonend zu integrieren.

 

PwC steht Ihnen jederzeit zur Seite, um Sie durch diesen komplexen Prozess zu führen. Mit unserer langjährigen Erfahrung und Expertise können wir Ihnen dabei helfen, die Herausforderungen einer sich ständig wandelnden regulatorischen Landschaft erfolgreich zu meistern und Ihr Risikomanagement auf die nächste Stufe zu heben. Haben Sie Fragen oder möchten Sie sich über dieses aktuelle Thema austauschen? Unsere Experten sind jederzeit für Sie erreichbar.

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Für den Inhalt verantwortlich: StB Mag. Thomas Strobach, thomas.strobach@pwc.com
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