Underwriting 2025

PwC-Studie 2023: Digitale Transformation, Technologie und Nachhaltigkeit

Industrie- und Rückversicherer spüren Modernisierungsdruck

In der DACH-Region stehen Industrie- und Rückversicherungsunternehmen vor großen Herausforderungen: Geopolitik, wirtschaftliche Unsicherheiten, Klimawandel und Digitalisierung: etablierte Geschäftsmodelle sind unter Druck, neue Wettbewerber treten auf den Plan. Bei vielen Unternehmen erfordert zudem eine veraltete IT-Infrastruktur dringend Investitionen in zeitgemäße Technologien und Tools.

Den starken Modernisierungsdruck haben viele Industrie- und Rückversicherer in der DACH-Region bereits erkannt. Wie gehen sie konkret damit um? In welche Tools und Technologien investieren die Industrie- und Rückversicherer schwerpunktmäßig?

In der Studie „Underwriting 2025. Digitale Transformation, Technologie und Investitionen“ haben wir mehr als 50 Expert:innen aus 20 Unternehmen in der DACH-Region befragt, darunter Chief Underwriting Officer, leitende Senior Underwriter, aktive Underwriter sowie Führungskräfte und Fachexpert:innen von Industrie- und gewerblichen Versicherungen.

Pflichtfelder sind mit Sternchen markiert(*)

Mit dem Klick auf „Senden“ bestätige ich, die Datenschutzerklärung und die vertrauliche Verwendung meiner Daten zur Kenntnis genommen zu haben. Ich habe jederzeit die Möglichkeit, die zugesandten Informationen durch eine E-Mail über die Kontaktseite abzubestellen.

Die Studie im Überblick

Der am häufigsten genannte Treiber für die Underwriting-Transformation ist Kosteneffizienz: 94 Prozent der befragten Underwriting-Expert:innen sagten dies. Gut neun von zehn Befragten (92 %) möchten nachhaltiges Wachstum und Skaleneffekte erzielen, fast genauso viele (88 %) die Produktivität der Mitarbeiter:innen erhöhen. Das ist eine durchaus realistische Erwartung: Datenmodelle, die Machine Learning nutzen, erlauben es beispielsweise, Risiken besser einzuschätzen und gleichzeitig Kosten zu senken.

Versicherer haben die Bedeutung der digitalen Transformation erkannt

Dass die digitale Transformation des Underwriting für die Versicherungsunternehmen ein wichtiges Thema ist, zeigt sich auch an ihren Investitionen: Mehr als ein Drittel (34,6 %) gibt zwischen fünf und zehn Prozent seines Technologiebudgets für die Modernisierung des Underwriting aus, fast jedes sechste Unternehmen (15,4 %) sogar zwischen zehn und 20 Prozent. Aber: Ein gutes Drittel der befragten Underwriting-Spezialist:innen (36,5 %) weiß nicht, welchen Anteil die Underwriting-Transformation am Technologiebudget ausmacht – ein klarer Hinweis darauf, dass die aktiven Underwriter häufig noch nicht ausreichend tief in den Transformationsprozess eingebunden sind.

Digitalisierung verbessert das Pricing

Drei Viertel der Befragten tätigen im Rahmen der digitalen Transformation Investitionen in Bereiche, mit denen sie das Pricing verbessern können. Künstliche Intelligenz und Machine Learning erlauben es etwa, Risiken anhand von Klimamodellen genauer zu bestimmen – die Versicherer müssen sich dann weniger stark auf ihre Erfahrungswerte verlassen. Die Schadenprävention – die besonders aufgrund neuer Risiken durch den Klimawandel an Bedeutung gewinnt – kann stattdessen eine größere Rolle beim Pricing spielen.

Budgetbeschränkungen sind das größte Risiko

Knapp die Hälfte der Befragten (46 %) hält Budgetbeschränkungen für das größte Risiko bei der digitalen Transformation des Underwritings. Vier von zehn Befragten befürchten vor allem, die Underwriter könnten die neuen Technologien nicht annehmen. Dies unterstreicht, wie wichtig ein professionelles Change Management ist, um Transformationsprozesse erfolgreich umzusetzen. Denn Kern des Change Managements ist es, alle betroffenen Mitarbeiter:innen so früh wie möglich einzubinden, um deren Akzeptanz sicherzustellen.

Nachhaltigkeitskriterien gewinnen an Bedeutung

Nachhaltigkeitsthemen spielen nicht nur in der Risikobewertung eine immer größere Rolle. Auch Gesetzgeber und Regulatoren wollen Kapitalflüsse stärker in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten lenken. Erreichen wollen sie dies vor allem mit der EU-Taxonomie-Verordnung und der europäischen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die zusätzliche, weitreichende Pflichten für die Nachhaltigkeitsberichterstattung etabliert.

Gefragt nach dem Einfluss, den solche Regulierungen heute schon auf die Underwriting-Prozesse haben, sind die befragten Underwriting-Expert:innen gespalten: Etwas weniger als die Hälfte (46 %) hält den Einfluss für groß oder sehr groß, etwas mehr als die Hälfte (54 %) für gering oder sehr gering. Bei Produkten und Dienstleistungen schätzen erst 34 Prozent der Befragten den Einfluss von Nachhaltigkeitsregulierungen als hoch oder sehr hoch ein, die Hälfte empfindet ihn als neutral und 16 Prozent als niedrig oder sehr niedrig.

Knapp die Hälfte der Versicherer (48 %) will im Laufe des Jahres 2023 existierende Produkte und Dienstleistungen an die neuen Nachhaltigkeitsregulierungen anpassen. Neue Produkte, die auf Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet sind, wollen allerdings nur 14 Prozent der Unternehmen entwickeln. Die beiden Ergebnisse zeigen: Die Versicherer haben die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit offenbar erkannt, sind sich aber teilweise noch unsicher, wie sie Sustainability in neue, konkrete Produkte und Services übertragen sollen.

Fünf Handlungsempfehlungen für Entscheider:innen

Angesichts der gewaltigen Herausforderungen, vor denen die Industrie- und Rückversicherungsunternehmen stehen, ist es wichtig für die Zukunftsfähigkeit des Underwriting, die digitale Transformation konsequent umzusetzen. Den Modernisierungsprozess können die folgenden fünf Handlungsempfehlungen für Entscheider:innen in Industrie- und Rückversicherungsunternehmen unterstützen:

1. Neue Technologien effektiv nutzen

Um vor allem neuartige Risiken zu bewerten und entsprechende Pricingmodelle zu entwickeln, sollten Industrie- und Rückversicherer moderne Technologien wie künstliche Intelligenz einsetzen. Doch nicht jedes Tool passt zu jedem Unternehmen: Versicherer daher eine gezielte Anforderungsanalyse durchführen, bei der professionelle Unterstützung hilfreich sein kann.

2. Skaleneffekte nutzen

Effizienz- und Produktivitätssteigerungen, der Fachkräftemangel und InsurTechs als neue Konkurrenten oder aber auch Kooperationspartner, etwa um Emerging Risks zu identifizieren: Dies sind wichtige Gründe, um die digitale Transformation im Underwriting konsequent voranzutreiben. Dabei sollten Industrie- und Rückversicherer die Skalierbarkeit ihrer Prozesse und Systeme erhöhen. Diese sollten zudem agil und schnell anpassbar sein. 

3. Konsolidierungskurs fortsetzen bzw. ausweiten

Um dem zunehmenden Kostendruck zu begegnen, sollten Industrie- und Rückversicherungsunternehmen ihren Konsolidierungskurs fortsetzen oder sogar ausweiten. Handlungsoptionen dafür sind die weitere Internationalisierung, zum Beispiel durch M&A-Aktivitäten, sowie die Erweiterung des Produkt- und Serviceportfolios, etwa durch die Unterstützung von Captives und anderen Risk Financing Solutions. 

4. Dem Fachkräftemangel entgegenwirken

Der Wettbewerb um hochqualifizierte Fachkräfte ist groß, insbesondere IT-Expert:innen sind gefragt. Um eine gezielte Personalstrategie zu entwickeln, sollten Industrie- und Rückversicherer zunächst ihre eigene Situation präzise analysieren sowie mögliche Engpässe identifizieren und möglichst antizipieren. Eine gesteigerte Arbeitgeberattraktivität ist für das Recruiting wichtig; mit gezieltem Upskilling lassen sich bestehende Mitarbeiter:innen weiterentwickeln; und manche Tätigkeiten lassen sich auch als Managed Services von externen Expert:innen ausführen. Dies kann sinnvoll sein, um bei gleichbleibend hoher Qualität eine größere Kosteneffizienz zu erzielen.

5. Reaktionsfähigkeit und Resilienz erhöhen

Die zunehmende ESG-Regulatorik – etwa durch die EU-Taxonomie und die CSRD – und die damit zusammenhängenden Reportinganforderungen werden sich, neben weiteren branchenspezifischen Vorgaben, auf das Pricing, die Modellierung und weitere Prozesse bei Industrie- und Rückversicherern auswirken. Auf solche planbaren Veränderungen sollten Industrie- und Rückversicherer vorausschauend reagieren und beispielsweise Investitionsbudgets sowie (interne und externe) Personalressourcen entsprechend einplanen. Prozessumstellungen sind möglicherweise auch aufgrund geopolitischer Konflikte und daraus resultierender Sanktionen erforderlich. Im Ernstfall, das hat der Krieg in der Ukraine klar gezeigt, müssen Industrie- und Rückversicherer schnell auf solche Entwicklungen reagieren können. In der Praxis bewährt haben sich regelmäßig geschulte Task-Force-Einheiten. 

Underwriting 2025

Zum Download der Studie

Download Studie (PDF of 403.68kb)

Interesse geweckt?

Jetzt Kontakt aufnehmen

Die Methodik

Für die Untersuchung haben wir mehr als 50 Expert:innen aus 20 Unternehmen mit Sitz in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Mehr als 20 Prozent von ihnen sind Chief Underwriting Officer und Senior Underwriter, mehr als 40 Prozent sind aktive Underwriter sowie Führungskräfte und Fachexpert:innen von Industrie- und gewerblichen Versicherungen. Fast alle Befragten arbeiten in weltweit tätigen Versicherungskonzernen.

Folgen Sie uns

Kontakt

Thomas Windhager

Thomas Windhager

Partner, Leiter Insurance, PwC Austria

Tel: +43 676 833 771 02

Wolfgang Biernatzki

Wolfgang Biernatzki

Director Insurance, PwC Austria

Tel: +43 699 163 054 66

Hide