Mit Blick auf das Jahr 2024 gibt es Grund zum Optimismus, was den Abschluss von Deals in der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche (TMT) angeht. Fortschritte bei der generativen Künstlichen Intelligenz (KI) und anderen neuen Technologien, mehr Sicherheit bei den Zinssätzen, ein rekordverdächtiges Investitionsvolumen von Private Equity (PE) und ein Nachfragestau beim Abschluss von Deals – all dies deutet auf einen Anstieg der TMT-Deal-Aktivität im Jahr 2024 hin.
Die Werte der Deals blieb im Jahr 2023 deutlich niedriger als in den beiden Vorjahren. Im vergangenen Jahr gab es auch erhebliche Schwankungen bei der Deal-Aktivität, mit einem Rekord-Deal-Volumen in der ersten Hälfte des Jahres 2023, gefolgt von einem deutlichen Rückgang in der zweiten Jahreshälfte. Der Rückgang der Deal-Aktivität in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 ist auf Faktoren wie eine restriktivere Geldpolitik, die Auswirkungen der Inflation auf die Verbraucher:innen, geopolitische Konflikte und ein sich veränderndes regulatorisches Umfeld zurückzuführen.
Hinzu kommt, dass die Bewertungen von Unternehmen in der TMT-Branche oft empfindlicher auf die Bankzinsen reagieren als in anderen Branchen, wodurch eine Bewertungslücke zwischen Käufern und Verkäufern entstanden ist.
Wir gehen davon aus, dass die M&A-Thematik im Jahr 2024 durchgängig darauf ausgerichtet sein wird, aus jedem Deal mehr Wert zu schöpfen – was angesichts der höheren Kapitalkosten noch notwendiger wird.
‘Der Druck, Kapital einzusetzen und strategische Transaktionen durchzuführen, wird die TMT-Deals im Jahr 2024 bestimmen. Nachdem die makroökonomische und geopolitische Ungewissheit im Jahr 2023 das Vertrauen in die TMT-Sektoren und die Deal-Aktivität beeinträchtigt hat, werden die Bewertungen nun wieder angepasst.’
Barry Jaber,Strategy&, Global Technology and Telecommunications Deals Leader, PwC UKSoftware-as-an-opportunity: Software zieht aufgrund ihrer abonnementbasierten Geschäftsmodelle weiterhin das Interesse von Investoren auf sich, insbesondere von Private Equity-Akteuren, auf die inzwischen etwa zwei Drittel aller Software-Deals entfallen. Aufgrund der besser vorhersehbaren wiederkehrenden Einnahmen und Cashflows wird der Softwaresektor auch im derzeitigen wachstumsschwächeren Umfeld für Investoren attraktiv sein. Daher gehen wir davon aus, dass Software auch im Jahr 2024 die Deal-Aktivität mit Technologieunternehmen dominieren wird.
In der ersten Jahreshälfte 2023 wurden mehr als 5.000 Software-Deals abgeschlossen und damit die Rekorde von 2021 und Anfang 2022 übertroffen, obwohl das Volumen in der zweiten Jahreshälfte deutlich zurückging, was größtenteils auf das allgemeine makroökonomische Umfeld und die Herausforderungen bei der Finanzierung von Deals zurückzuführen ist.
Die abgeschlossenen Deals waren kleiner und daher leichter zu finanzieren. Da deutlich weniger Megadeals abgeschlossen wurden, blieb der Deal-Wert weit unter dem Niveau früherer Jahre. Die allgemeine Attraktivität von Unternehmenssoftware wird jedoch dafür sorgen, dass sie auch 2024 ein Hot Spot für M&A-Aktivität im Bereich TMT bleibt.
Die Telekommunikationsunternehmen konsolidieren sich und Netco-Modelle tauchen wieder auf: Die Strukturen des Telekommunikationsmarktes verändern sich weiterhin durch die Konsolidierung und das Wiederauftauchen des Netco-Modells – bei dem Unternehmen die Netzinfrastruktur besitzen und betreiben und sie an Telekommunikationsunternehmen und Dienstanbieter vermieten – als Mittel zur Realisierung von Synergien, zur Kostenteilung und zur Gewinnung von alternativem Kapital.
Wir gehen davon aus, dass sich diese Trends sowohl im Festnetz- als auch im Mobilfunkbereich fortsetzen werden, insbesondere in Europa, wo die wichtigsten Akteure Schwierigkeiten haben, angemessene Kapitalrenditen zu erzielen. Dies stellt eine große Chance für strategische Investoren, Private Equity und Infrastrukturkapital dar.
‘Da sich die Unterhaltungsplattformen weiterentwickeln und das Angebot erweitert wird, dürften die Akteure mit einem umfassenden Serviceangebot einen festen Abonnentenstamm haben, während andere möglicherweise M&A, Joint Ventures oder Partnerschaften eingehen müssen, um in einem sich ständig weiterentwickelnden Ökosystem, das um die Zeit und das Geld der Verbraucher:innen konkurriert, relevant zu bleiben’
Bart Spiegel,Global Entertainment and Media Deals Leader, PwC USClick the tabs to view the chart and commentary for each region.
Weltweit: In der ersten Jahreshälfte 2023 wurde ein neuer Rekord für M&A-Aktivität im TMT-Bereich aufgestellt, mit rund 8.500 angekündigten Deals, 100 mehr als der bisherige Rekord von 8.400 Deals, der im ersten Halbjahr 2021 aufgestellt wurde. In der zweiten Jahreshälfte sah es jedoch anders aus: Das Deal-Volumen ging gegenüber der ersten Jahreshälfte um 31 % auf weniger als 6.000 Deals zurück. Für das Jahr 2023 lag das Deal-Volumen insgesamt um 1 % unter dem des Vorjahres. Die Deal-Werte gingen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 44 % zurück, was in erster Linie auf eine Kombination aus kleineren Deals und niedrigeren Bewertungen zurückzuführen ist. Außerdem sank die Zahl der TMT-Megadeals von 42 im Jahr 2021 auf 24 im Jahr 2022 und nur 11 im Jahr 2023.
Die Beteiligung von PE an Deals (sei es als direkter Käufer, als indirekter Käufer durch die Übernahme eines Portfoliounternehmens oder als Verkäufer) ist in den letzten fünf Jahren von etwa einem Drittel des Deal-Volumens und -Wertes im Jahr 2019 auf über die Hälfte des Deal-Volumens und -Wertes im Jahr 2023 gestiegen.
Trotz eines allgemeinen Rückgangs der M&A-Aktivitäten zeigte die österreichische M&A-Landschaft im Jahr 2023 bedeutende Transaktionen im Bereich Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT), die Wachstumschancen in diesem Markt aufzeigen.
Unter anderem kam es bei IMS Nanofabrication zu einer bemerkenswerten Änderung der Eigentümerstruktur: Intel veräußerte einen Anteil von 20 % an Bain Capital, was einem Wert von rund 787 Millionen Euro entspricht. Dieser Schritt war Teil einer umfassenderen Veräußerung, bei der weitere 10 % und 2,5 % der Anteile an Taiwan Semiconductor bzw. JEOL (JP) verkauft wurden, um das weitere Wachstum der Halbleiterproduktionstechnologie von IMS zu fördern.
Die Übernahme von K-Businesscom durch Cancom für 165 Millionen Euro war ein wichtiger Schritt im Bereich der Cybersicherheit. Der Kauf von solvistas durch X-tention zielte darauf ab, seine IT-Dienstleistungen im Gesundheitswesen mit fortschrittlichen Data-Science- und KI-Fähigkeiten zu verstärken. Die Übernahme von FirmenABC durch Invest AG und ILAG zeigte einen Exit im Bereich der digitalen Marketingmöglichkeiten.
Die A1 Group nahm eine Abspaltung vor und gliederte rund 12.000 Funktürme in ein neues Unternehmen (EuroTeleSites) aus, um sie an die Börse zu bringen, während sie gleichzeitig wachstumsorientierte Transaktionen in Kroatien und Serbien durchführte, um ihre Marktabdeckung zu verbessern.
Diese Transaktionen zeigen das Interesse am österreichischen TMT-Sektor und eine vorausschauende Haltung gegenüber der digitalen Transformation und Cybersicherheit als zentrale Wachstumsbereiche.
Im Jahr 2023 entfielen auf den Teilsektor Software mit fast 9.000 Deals fast drei Viertel des Volumens der Technologie-Deals. Das sind 2 % mehr als im Jahr 2022. Der nächstaktivste Teilsektor war der Sektor IT-Dienstleistungen mit fast 2.000 Deals im Jahr 2023, gefolgt – mit einigem Abstand – von Halbleitern und Equipment mit etwas mehr als 600 Deals.
Was den Wert der Deals betrifft, so entfielen 2023 aufgrund der geringeren Anzahl an Megadeals und niedrigerer Bewertungen zwei Drittel des Wertes der Technologie-Deals auf Software, während es im Vorjahr noch fast drei Viertel waren. Im Jahr 2023 war der größte angekündigte Technologie-Deal ein Software-Deal – die geplante Übernahme von Splunk durch Cisco im Wert von rund 28 Mrd. USD.
Höhere Zinsen und ein unsicherer und volatiler Wirtschaftsausblick haben die Bewertungen unrentabler (und weniger rentabler) TMT-Unternehmen im Jahr 2023 bestraft. Infolgedessen haben sich TMT-Unternehmen, insbesondere im Technologiesektor, stärker als in den letzten Jahren auf Kostensenkungen und/oder -vermeidung konzentriert und Investoren haben bei der Bewertung von Deals zunehmend der Rentabilität gegenüber dem Umsatzwachstum den Vorrang gegeben – ein Trend, der sich unserer Einschätzung nach 2024 fortsetzen wird.
Einige der größten M&A-Schlagzeilen im Jahr 2023 drehten sich um die aufsichtsrechtliche Prüfung, da die Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt weiterhin Untersuchungen durchführen und Maßnahmen ergreifen.
Mehrere TMT-Deals wurden streng geprüft, insbesondere von den Regulierungsbehörden in den USA, Großbritannien und in der EU, die sich Sorgen um Übernahmen im Bereich Big Tech machen, die die Marktmacht marktbeherrschender Unternehmen stärken oder Start-ups einbeziehen, die als aufstrebende Konkurrenten angesehen werden. Obwohl einige große Deals nicht von den Behörden genehmigt wurden, waren andere erfolgreich.
So schloss Meta beispielsweise die 400 Mio. USD teure Übernahme von Within Unlimited ab, wobei es mehr als ein Jahr dauerte, bis die erforderlichen Genehmigungen vorlagen, um den Deal voranzutreiben. Microsoft kämpfte sich auch durch den regulatorischen Prozess, um die Genehmigung für die Übernahme von Activision Blizzard im Wert von 68,7 Mrd. USD zu erhalten.
Die Regulierungsbehörden in der EU haben vor kurzem einen Digital Markets Act erlassen, der darauf abzielt, die Macht von Big Tech und das wettbewerbswidrige Verhalten einzuschränken. Die Regulierungsbehörden haben auch Google dazu veranlasset, Teile des Ad-Tech-Geschäfts zu veräußern. Im Jahr 2024 erwarten wir, dass der weiterhin bestehende regulatorische Druck den Enthusiasmus für M&A dämpfen wird und die Zeit, die für den Abschluss eines großen Deals benötigt wird, verlängert.
Es besteht ein Nachfragestau an neuen Investitionsmöglichkeiten und der wachsende Rückstau an Technologie- und anderen Unternehmen, die auf einen Börsengang warten, bedeutet wahrscheinlich, dass einige davon im Jahr 2024 auf den Markt kommen werden.
Allerdings wird das Zeitfenster für Börsengänge aufgrund der bevorstehenden Wahlen in den USA, in Großbritannien und in einigen anderen Ländern sehr eng sein. Während sie auf einen aufnahmefähigeren Markt warten, haben sich die TMT-Unternehmen auf die Stärkung ihrer Finanzen und die Entwicklung alternativer Szenarien einschließlich möglicher Verkäufe konzentriert.
Zusätzlich zu der Herausforderung, die die Kapitalbeschaffung auf den öffentlichen Aktienmärkten für Technologieunternehmen darstellt, hat die schwache Performance des Sektors nach dem Börsengang zu einem erheblichen Bewertungsrückgang und einem zunehmenden Trend zu Public-to-Private-Deals geführt. Zu den bemerkenswerten Börsenrückzügen von Technologieunternehmen gehören die 6,5 Mrd. USD schwere Übernahme von New Relic durch Francisco Partners und TPG sowie die erneute Übernahme des deutschen Softwareunternehmens SUSE durch EQT, dass zwei Jahre zuvor an die Börse gegangen war.
Wir gehen davon aus, dass sich den Anlegern unter den derzeitigen Marktbedingungen weitere Gelegenheiten bieten werden, insbesondere im Technologiesektor, da die PE-Fonds nach wie vor bestrebt sind, einige hochwertige börsennotierte Unternehmen mit hohem Ertragspotenzial zu niedrigeren Bewertungen zu erwerben und zu privatisieren.
Partner, Due Diligence und Data Analytics & Technology, Vienna, PwC Austria
+43 699 104 427 22
Barry Jaber
Strategy&, Global Technology & Telecommunications Deals Leader, Partner, PwC United Kingdom